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Ausstellungen

Die große Kunstmesse im Süden: art KARLSRUHE 2022

Normalerweise eröffnet ja die art KARLSRUHE das Kunstmessejahr im Februar, doch dieses Jahr ist vieles anders: Als Sommer-Edition bietet die 19. Auflage dem internationalen Kunstmarkt ein Zuhause in den Hallen des Karlsruher Messegeländes. Hier werden temporär 215 renommierte Galerien aus zwölf Ländern einziehen, Besucherinnen und Besucher flanieren, Sammlungen sich erweitern – und vielleicht sogar der eine oder die andere, von der Begeisterung angsteckt, neu in den Kunstmarkt einsteigen. Warum sich ein Besuch lohnt und was das Besondere der „art“ ist? Darüber erzählt Kurator Ewald Karl Schrade im Interview mit „Delta im Quadrat“.

Delta im Quadrat, Beate Schittenhelm: Die „art KARLSRUHE“ im Juli – das ist ungewöhnlich. Wie kommt es zu dieser Terminverschiebung vom Spätwinter in den Sommer hinein und was ändert sich dadurch?

Ewald Karl Schrade: Die Neuterminierung der art KARLSRUHE ist wie so vieles der Pandemie geschuldet. Anfang des Jahres hatte Corona das gesellschaftliche Leben noch voll im Griff. Die Verordnungen des Landes Baden-Württemberg hatten das Durchführen von Messen sogar zeitweise untersagt. Die Planungssicherheit für eine Messe dieser Größenordnung war einfach nicht mehr gewährleistet. Im Schulterschluss mit den Galerien, Beiräten und Partnern haben wir uns daher für den Sommertermin vom 07.-10. Juli entschieden. Doch ich muss sagen: Wir haben aus der Not wirklich eine Tugend gemacht und lassen die neue, warme Jahreszeit in unser Messekonzept einfließen. So haben wir etwa die Öffnungszeiten angepasst – Kunstinteressierte haben jetzt auch in den hellen Abendstunden die Möglichkeit, unsere Messe zu besuchen.

DiQ: Ist die Sommer-Edition denn eine einmalige Ausnahme oder soll es beim neuen Termin bleiben?

EKS: Auch im kommenden Jahr haben wir uns vorsorglich um einen Termin zur wärmeren Jahreszeit bemüht. So findet die 20. Ausgabe der art KARLSRUHE in 2023, das steht schon fest, Anfang Mai statt. Wir halten es aber nicht für ausgeschlossen, dass wir langfristig wieder auf unseren „Stammplatz“ im Februar zurückwechseln. Die Erfahrung wird zeigen, in welcher Jahreszeit sich die art KARLSRUHE am „wohlsten“ fühlt.

DiQ: Was zeichnet die diesjährige art außerdem aus?

EKS: Herzstück unserer Messe ist wie immer das Programm der ausstellenden Galerien. Insgesamt dürfen wir im Sommer 215 Aussteller aus Nah und Fern in den Karlsruher Messehallen begrüßen. Wie gewohnt spannen wir als internationale Messe für Klassische Moderne und Gegenwartskunst den Bogen über 120 Jahre Kunstgeschichte. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal ist die Anordnung der Galerien im Wechselspiel mit großzügigen Skulpturenplätzen. Ergänzt werden diese durch unseren Skulpturengarten. Dort soll unter freiem Himmel in Einklang mit den dreidimensionalen Kunstwerken ein gastronomisches Angebot entstehen, welche das sommerliche Kunsterlebnis abrundet. Ein weiterer Höhepunkt sind die 180 One-Artist-Shows. Auf mindestens 25 Quadratmetern widmet eine Galerie ihr Programm hierbei einem ausgewählten Künstler bzw. einer Künstlerin. Im Fokus steht der vertiefte Einblick in das künstlerische Schaffen einer Einzelperson.

DiQ: Wie finden sich die Besucherinnen und Besucher einer so üppig bestückten Kunstmesse denn zurecht, ohne von der Vielfalt komplett überfordert zu werden?

EKS: Eine erste Orientierung bieten die vier Hallenschwerpunkte. So ist die art KARLSRUHE thematisch in die Bereiche Kunst nach 1945 (Halle 1), Druckgrafik, Auflagenobjekte und Contemporary Art 21 (Halle 2), unsere neugestaltete Halle „Kunst und Kommunikation“ (Halle 3) sowie die Klassische Moderne (Halle 4) gegliedert. Natürlich lebt eine Kunstmesse auch von der Vielfalt der Positionen. Hier legen wir Wert auf fließende Übergänge.

DiQ: Und wie gehen die ausstellenden Galerien mit der „Konkurrenz“ um? Haben sie ihre eigenen Methoden, um sich optimal zu präsentieren? Oder ist man in diesem Umfeld sowieso gewissermaßen unter Freunden?

EKS: Blickt man auf die vergangenen Monate zurück, die vor allem für Galerien und Kunstschaffende keineswegs einfach waren, bin ich mir sicher, dass die Freude über die Rückkehr zur realen Begegnung mit der Kunst bei unseren Ausstellern gegenüber dem Konkurrenzgedanken überwiegt. Wir wollen den Kunstmarkt wieder zusammenbringen, den persönlichen Austausch der Branche fördern. In Sachen Präsentation setzt unterdessen jede Galerie eigene Akzente, was ja gerade das Schöne an einer Kunstmesse ist.

DiQ: Eine große Sonderschau zeigt die Sammlung Klöcker mit dem Thema „Frauendarstellungen“. Wir hatten in den letzten Monaten im Delta gleich mehrere prominente Ausstellungen, die sich mit der Frau in der Kunst befasst haben. Woher kommt dieses spezifische Interesse zur Zeit?

EKS: Besonders in den letzten Jahren tun sich immer mehr großartige Künstlerinnen durch qualitative Arbeiten hervor – das Weibliche wird somit mehr und mehr sichtbar. Das Sammlerehepaar Klöcker hat die Zeichen der Zeit wohl etwas früher erkannt. Sie fanden ihre Leidenschaft für das Weibliche in der Kunst bereits in den 1980er Jahren. Von Anfang an ging es in ihrer Sammlung um Frauendarstellungen in der Nachkriegs- und Gegenwartskunst. Das Weibliche zieht sich daher wie ein roter Faden durch die ganze Kollektion, ob von Künstlerinnen oder Künstlern gemalt oder geformt.

DiQ: Können Sie unseren Leserinnen und Lesern zuletzt noch etwas zum Drumherum sagen? Was hält das Rahmenprogramm der art bereit?

EKS: Neben den bereits genannten Programmpunkten sind auch Talks fester Bestandteil der art KARLSRUHE. Mit dem zweitägigen „ARTIMA art meeting“ bieten wir beispielsweise ein offen zugängliches Symposium. Insgesamt werden sechs Referenten erwartet und sich schwerpunktmäßig mit dem Thema „Kunstbetrieb mit, gegen und nach Corona“ befassen. Auch Preisverleihungen finden statt. Neben dem Hans Platschek Preis für Kunst und Schrift und dem art KARLSRUHE-Preis für die beste One-Artist-Show wird erneut der Loth-Skulpturenpreis verliehen, der von der L-Bank gestiftet wird. Diese stellt wiederholt 20.000 Euro Preisgeld zur Verfügung, das gleichermaßen dem Künstler und Galeristen zugutekommt.

DiQ: Und was sollte man über die art heraus bei einem Besuch in Karlsruhe nicht verpassen? Haben Sie für Kunstinteressierte aus dem Delta einen besonderen Tipp oder einen Karlsruher Lieblingsort?

EKS: Obwohl die Fächerstadt als Beamtenstadt gilt, braucht sich die Karlsruher Kunst- und Kulturszene keinesfalls zu verstecken. Wir haben eine lebedinge Kulturbranche mit zahlreichen Museen, Galerien und Anlaufstellen für Kunstinteressierte und -schaffende, beispielsweise die Städtische Galerie. Große Aufmerksamkeit gebührt natürlich dem Aspekt der Medienkunst; nicht umsonst wurde Karlsruhe zur ersten und bislang einzigen „UNESCO City of Media Arts“ in Deutschland ernannt. Vorreiter ist hier natürlich das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM), das ebenfalls auf der art KARLSRUHE vertreten sein wird. Außerdem wird der Künstler Jonas Denzel ein spannendes Medienkunstwerk extra für unsere Messe auf die Beine stellen – man darf also gespannt sein!

DiQ: Vielen Dank für das Gespräch!

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