Hochstrasse – Über Ludwigshafen

Die Zeiten ändern sich schnell: Ein Straßensystem, das einst höchst fortschrittlich anmutete, ist 50 Jahre später schon wieder ein Fall für die Abrissbagger. Ab 1959, mit Schwerpunkt in den 1970er Jahren, entstanden in Ludwigshafen die Hochstraßen, Amerika war mit seinen Highways das vielgepriesene Vorbild dafür, den Verkehr auf unendlich anmutenden Brücken nicht mitten durch, sondern einmal quer über die Stadt zu führen. Nun aber müssen neue Lösungen her, einerseits, weil die Hochstraßen bröseln, andererseits, weil man den Zweckbauten rein fürs Automobil heute sowieso aus stadtplanerischer Sicht her kritisch gegenübersteht – was damals modern war, ist es heute eben nicht mehr. Und hat dennoch unbestritten einen gewissen Charme. Seit etlichen Jahren beschäftigen sich die Fotografen Sandra Köstler und Marco Vedana unabhängig voneinander mit Ludwigshafens Hochstraßen. Sandra Köstlers Zugang ist bestimmt von der Umgebung der Hochstraßen, den unauffälligen Orten bzw. Nicht-Orten darunter und daneben, den funktionslosen Plätzen, die durch die Straßenarchitektur erst erschaffen wurden. Marco Vedana interessiert die Wahrnehmung von Raum, aber auch die Materialität des Betons und dessen Wirkung, das besondere Grau, das sich in den fast skulpturalen Biegungen der Hochstraße manifestiert. Fotografien der beiden sind nun in einer Ausstellung im Stadtmuseum zu sehen; begleitet vom Film „Die sterbenden Riesen“ von Oliver Lollert, der in Schwarz-Weiß die topografischen Verläufe der Hochstraßen verdeutlicht.