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Ausstellungen

Krieg und Frieden – Konfliktarchäologie an Rhein und Neckar

Jeder Krieg hinterlässt Spuren – in den Menschen und ihrer Geschichte, aber auch in der sachlichen Welt. Städte wandelten sich durch den Wiederaufbau nach Zerstörung und Verwüstung, Burgen sind steinerne Zeugen der Notwendigkeit, sich vor Angriffen zu schützen, und auch heute noch bringen beispielsweise Funde von alten Fliegerbomben den Zweiten Weltkrieg ganz direkt in die Gegenwart. Auch die Archäologie stößt immer wieder auf Zeichen vergangener Konflikte, und genau diese zeigt die neue Ausstellung „Krieg und Frieden“ im Kurpfälzischen Museum Heidelberg. Der Ausgangs- und Anknüpfungspunkt ist die Eroberung Heidelbergs zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als im September 1622 kaiserliche Truppen unter dem Feldherren Tilly die Befestigungsanlagen der einstigen kurpfälzischen Residenzstadt überwanden. Was davon blieb, ist der „Tillyfund“: Neben Dingen des täglichen Lebens dokumentieren Waffen und militärische Ausrüstung jene Zeit. Doch schon aus der Vorgeschichte sind kriegerische Auseinandersetzungen bekannt – davon zeuget beispielsweise das Massaker an einer Sippe aus Handschuhsheim vor über 5000 Jahren. Die Römerzeiten waren politisch gesehen vergleichsweise friedlich, aber keineswegs gewaltfrei: Durch die zunehmende Mobilität von Menschen und Waren kam es vermehrt zu räuberischen Überfällen. Der Streit um die richtige Religion entfachte dann einen der blutigsten Kriege der Weltgeschichte. Mit der flächendeckenden Einführung von Handfeuerwaffen erhielten Fußtruppen und Reiterei ein Instrumentarium der Vernichtung, das archäologisch bewahrt wurde. Darüber hinaus berichten Dokumente und Chroniken aus der Heidelberger Universitätsbibliothek von schauerlichem Kriegsgeschehen. Die Ausstellung endet mit eindrücklichen Relikten aus den beiden Weltkriegen; ein Heidelberger Zufallsfund markiert dabei das Kriegsende von 1945: Eine unnütz gewordene Schusswaffe wurde in den tiefen Schacht des Heidenlochs geworfen; das archäologische Relikt sollte offenbar für immer aus dem Blick verschwinden. Zeitlich spannt die Ausstellung somit einen Bogen von der Jungsteinzeit bis in die Moderne und bringt bedeutende Exponate aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz nach Heidelberg, darunter eine der ältesten Reiterfiguren nördlich der Alpen, einen keltischen Helm aus dem Altrhein, die Handprothese des Götz von Berlichingen und viele Prunkstücke aus dem Silberschatz von Kaiseraugst: In der Not vergraben und nicht mehr geborgen zeigt dieses antike Highlight die Tragik verlustreicher Zeiten besonders eindrücklich.

 

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