
Ausstellungen
Kunsthalle Mannheim: Große Sonderausstellung zum Expressionismus
Mit der Sonderausstellung „Kirchner, Lehmbruck, Nolde. Geschichten des Expressionismus in Mannheim“ startet die Kunsthalle Mannheim in den Herbst. Bereits 1909 eröffnet, gehört die Kunsthalle Mannheim zu den wegweisenden Museen der Moderne und zählt weltweit zu den ersten bürgerschaftlichen Sammlungen ihrer Art. Wer durch die Säle wandelt, begegnet epochalen Meisterwerken von Édouard Manet bis Francis Bacon, deren Strahlkraft das Museum zu einem europäischen Leuchtturm der Kunst macht. Gleichzeitig gehörte die Kunsthalle zu den ersten Museen, die expressionistische Kunst sammelten. Doch ab 1937 wurde ein großer Teil dieser frühen Sammlung von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und so erheblich dezimiert. Trotz dieser Verluste beherbergt das Museum bis heute bedeutende Meisterwerke des Expressionismus. Mit „Kirchner, Lehmbruck, Nolde. Geschichten des Expressionismus in Mannheim“ lenkt die Kunsthalle erneut die Aufmerksamkeit auf einen bedeutenden Abschnitt ihrer Sammlungs- und Museumsgeschichte. Die in der Kunsthalle vorhandenen expressionistischen Kunstwerke werden nun im Herbst in den Mittelpunkt der Sonderausstellung gerückt und in Kontext mit nationalen wie internationalen Leihgaben einst beschlagnahmter Objekte gesetzt. Ergänzt um zahlreiche Arbeiten aus Mannheimer Privatsammlungen, beleuchtet die Schau so umfassend das für die Geschichte der Kunsthalle wichtige Kapitel Expressionismus. Insgesamt zeigt die Ausstellung 50 Gemälde, 30 Skulpturen und 100 Grafiken. Ein wesentlicher Teil der gezeigten Werke aus Privatbesitz stammt aus der Sammlung Fuchs-Werle, aus der unter anderem Gemälde von Erich Heckel, Alexej von Jawlensky, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Otto Mueller, Max Pechstein, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Gabriele Münter zu sehen sein werden. Die private Sammlung ermöglicht in der Zusammenschau mit den Werken aus dem Bestand der Kunsthalle ganz besondere Einblicke sowie Vergleiche und setzt die Arbeiten der Künstler und Künstlerinnen in neue Beziehungen zueinander.
Ein weiterer Schwerpunkt in der Ausstellung ist dem Maler und Bildhauer Wilhelm Lehmbruck und der Mannheimer Sammlung seines einstigen Mäzens Sally Falk gewidmet. Dieser überließ 1921 der Kunsthalle ein größeres Konvolut an Skulpturen als Schenkung. Mit solch wichtigen expressiven Arbeiten konnte man seinerzeit nirgends eine vergleichbar umfassende Vorstellung vom Schaffen des Künstlers gewinnen. Außerdem werden wichtige expressionistische Grafiken präsentiert, u. a. Werke von Walther Bötticher, Erich Heckel, Emil Nolde, Max Pechstein, Heinrich Campendonk und Maria Uhden, mit denen die Fülle und Qualität der grafischen Sammlung der Kunsthalle in diesem Bereich aufgezeigt wird. Der neuen Bedeutung des Holzschnitts im Expressionismus wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Diese künstlerische Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts fällt in eine Epoche, in der das Deutsche Kaiserreich, seit 1871 bestehend, ab 1900 zu einer bedeutenden Kolonialmacht aufstieg. In diesem historischen Kontext begannen viele expressionistische Künstler und Künstlerinnen, ihr Bildrepertoire zu erweitern. Besonders bei den grafischen Arbeiten der Ausstellung wird der Blick der Expressionisten und Expressionistinnen auf das „Fremde“ und „Exotische“ sowie ihre Aneignung nicht-europäischer Kunst und Kultur kritisch bewertet. Auch erfolgt eine neue Einordnung der Haltung einzelner Kunstschaffender in der Zeit des Nationalsozialismus. Emil Nolde steht exemplarisch hierfür. Darüber hinaus wird die Rolle der Künstlerinnen im Expressionismus thematisiert, war doch in jenen Jahren nur wenigen Frauen der Kunstmarkt und das Ausstellungswesen zugänglich. Begleitet wird die Schau von einem umfangreichen Programm, in dem die Geschichten des Expressionismus in Mannheim beleuchtet werden. Das Nationaltheater Mannheim, Cinema Quadrat, das Felina Theater sowie die Jüdische Gemeinde Mannheim bieten im Rahmen der Ausstellung ebenfalls Veranstaltungen an, die sich mit dem Expressionismus in Mannheim auseinandersetzen. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Deutschen Kunstverlag mit Texten von Ursula Drahoss, Luisa Heese, Inge Herold, Johan Holten, Hannah Krause, Dorotea Lorenz und Mathias Listl. Der Katalog ist im Museumsshop erhältlich.