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Ausstellungen

Originell statt Original: „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“

Unter den Unbekannten ist er einer der Bekanntesten, gleichzeitig aber auch die unbekannteste Berühmtheit der gegenwärtigen Kunst: Banksy. Er agiert inkognito, seinen echten Namen und seine Identität hält er streng geheim – und dieses Dasein als „Phantom“ macht sicherlich einen Teil des Reizes aus. Die Kunstwerke selbst sind jedoch in ihrer Klarheit und der Botschaft, die sie in die Welt tragen, ebenfalls für viele Menschen ansprechend und teilweise schon zu Ikonen geworden. Das Mädchen, das einem herzförmigen roten Luftballon hinterherschaut, ist so eindeutig Banksy, dass allein schon das überraschende Auftauchen von Herzluftballons mitten in der Stadt künstlerische Assoziationen weckt: Banksy is in the air! Und in Heidelberg! Die Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ wird in der halle02 im ehemaligen Güterbahnhof gezeigt. Ganz nach Banksys Motto „Copyright is for losers ©TM“ sind die dort ausgestellten Werke aufgrund seines anonymen Status natürlich nicht offiziell autorisiert, die Schau bietet aber dennoch in Reproduktionen und Installationen tolle Einblicke in den Streetart-Kosmos rund um den Briten. Mehr dazu erzählt die Ausstellungs-Kuratorin Virginia Jean im Interview mit „Delta im Quadrat“.

Delta im Quadrat: Hallo Frau Jean, eine Ausstellung über einen weltberühmten Künstler, dessen echten Namen niemand kennt – wie geht das und was zeigt man da?

Virginia Jean: Wie das geht, ist eine hervorragende Frage. Banksy schafft es in einer Zeit anonym zu bleiben, in der es unvorstellbar, ja fast unmöglich ist, anonym zu sein. Für viele wäre das sogar der größte Albtraum, da die Vorteile der Anonymität in unserer Gesellschaft immer mehr verloren gehen. Banksy selbst hat ein schönes Statement gemacht, was die Anonymität betrifft: „If you want to say something and have people listen then you have to
wear a mask. If you want to be honest then you have to live a lie.“ Wer also wirklich die unzensierte Wahrheit sagen will, muss in unserer Zeit eine Maske tragen.

DiQ: Welche Verbindung haben Sie persönlich zu Banksy?

VJ: Ich arbeite seit vielen Jahren in der Streetart-Szene, da setzt man sich früher oder später, ob gewollt oder nicht, mit Banksys Werken auseinander. Ich persönlich habe mich mit jedem weiteren Werk, das ich von ihm kennenlernte, etwas mehr in dieses „Genius Mind“ verliebt.

DiQ: Was ist Ihr persönliches Highlight in der Ausstellung?

VJ: Alle Beteiligten haben viel Herz in die Ausstellung gesteckt. Wir wollten nicht nur Bilder an Wände hängen, sondern das Ganze etwas unkonventionell gestalten, denn genau das ist Streetart ja eigentlich. Deshalb haben wir hier unter anderem auch Installationen, die einem zumindest den Hauch des Gefühls geben, wie es sein könnte, in eine U-Bahn einzusteigen, aus der gerade erst Banksy ausgestiegen ist. Besagte Installation ist eines seiner neuesten Werke und befasst sich mit einem Problem, das gerade allgegenwärtig ist. Ich will nicht zu viel verraten – man sollte sich selbst ein Bild machen…

DiQ: Welche Botschaft hat die Ausstellung?

VJ: Während dem Gang durch die Ausstellung werden einem mehr und mehr die Augen geöffnet für Probleme die wir zwar alle kennen, aberwo wir noch zu oft wegsehen. Es geht um Politik, Krieg, Tierversuche, Umweltverschmutzung, die Flüchtlingskrise und natürlich Covid-19. Das alles dargestellt in herrlicher Ironie und einer meist so simplen Grafik, die mehr sagt als tausend Worte. Dabei wollen wir unsere Besucher jedoch nicht nur mit Problemen konfrontieren, sondern auch einen Lösungsansatz bieten: Banksys Lösungsansatz. Denn Banksy hat mit seinem gewonnenen Ruhm und Reichtum das gemacht, was viele Reiche machen: Er hat sich eine fette Jacht gekauft. Allerdings hat er dann damit etwas ganz anderes gemacht als der übliche reiche Jachtbesitzer – und zwar hat er dieses Schiff als Rettungsbot ausgestattet und „Louise Michel“ getauft, nach einer französischen Anarchistin des 19. Jahrhunderts. Dieses Schiff ist im Mittelmeer unterwegs und rettet dort Flüchtlinge in Not. Ein kleines Modell dieser Jacht findet sich auch in dieser Ausstellung – und daran eine Spendenbox. Alle Spenden, die dort hineingehen, kommen auch genau so beim Projekt Louise Michel an, übrigens wie auch ein Teil der Einnahmen der Ausstellung generell.

DiQ: Was dürfen die Besucher vom Besuch der Ausstellung erwarten? Gibt es auch einen Shop für Andenken etc.?

VJ: Ich lade Besucher bei einem Gang durch die Ausstellung immer auf etwas ein, das ich gerne eine „kleine Weltreise“ nenne. Es erwarten uns Werke, die wir so sonst nicht zu Gesicht bekommen könnten, denn man müsste in ca. 25 verschiedene Länder reisen, was momentan ja schon schwer genug ist. Und selbst wenn man es schaffen sollte, all diese Länder zu bereisen, wird man wohl trotzdem nicht alle originalen Werke zu Gesicht bekommen, denn sie wurden übersprüht, zerstört, gereinigt oder tatsächlich sogar aus der Wand gerissen. Die meisten von Banksys Prints befinden sich im Privatbesitz, was es auch nicht gut möglich macht, sie zu sehen. Aber sie sollen gesehen werden, denn diese Werke betreffen jeden von uns und befassen sich mit Themen, die unumgänglich für die Zukunft von uns allen sind! Deshalb machen wir sie hier zugänglich. Um Ihre abschließende Frage zu beantworten, werde ich noch einmal humorvoll Banksy zitieren: „Exit through the gift shop!“

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