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Ausstellungen

Reformation! Der Südwesten und Europa

29.10.-02.04., Museum Zeughaus C5, Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim

Denkt man an die Reformation, so denkt man an Luther, einen gesetzten älteren Herrn im schwarzen Gewand, wie ihn Cranach abgebildet hat. Als er der Geschichte nach die 95 Thesen an die Kirchentür nagelte, war er aber gerade mal Mitte dreißig – und so präsentieren die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen die Reformation denn auch als junge Bewegung, die schwungvoll gegen die bestehenden Verhältnisse aufbegehrt. Und diese Dynamik spiegelt sich auch in der Gestaltung der Ausstellungsräume wider: Kostbare Originale treffen hier auf Street-Art-Elemente und kurze Beschriftungen im Twitter-Stil, der Ablasshandel wird zum einladenden Supermarktregal und der Buchdruck läutet eine Medienrevolution ein. Möglich, dass ein rebellischer Luther im Heute, 500 Jahre später, zur Graffiti-Spraydose gegriffen hätte anstatt zum Thesenpapier – hoffentlich aber dann ohne Kirchenwände so zu verunstalten wie es wenig vernünftige Zeitgenossen hin und wieder tun. Fest steht: Der Südwesten hatte eine besondere Bedeutung für die Reformation. Hier fanden reformatorische Ideen bereits früh Anklang, und als Martin Luther am 26. April 1518 in der Universitätsstadt Heidelberg erstmals seine Glaubensgrundsätze öffentlich erläuterte, hörten ihm Studenten und Magister begeistert zu, unter ihnen die späteren Reformatoren Martin Bucer, Johannes Brenz und Erhard Schnepf. 1563 entstand in der Kurpfalz mit dem Heidelberger Katechismus das wohl am weitesten verbreitete Bekenntnis des reformierten Protestantismus. Der Südwesten lag aber auch im Spannungsfeld verschiedener reformatorischer Strömungen: Während sich in der Kurpfalz der Calvinismus durchzusetzen begann, kamen aus dem Süden zürich-zwinglianische und aus dem Norden wittenbergisch-lutherische Ideen. Dies förderte die aktive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Sichtweisen und verlieh dem Diskurs eine besondere Dynamik. Steckbriefartig stellt die Ausstellung die wichtigsten Akteure vor – neben Luther auch Philipp Melanchthon, Johannes Calvin oder Martin Bucer sowie Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Herrscherdynastien. Wie praktisch, dass kurz nach der Eröffnung der Schau gleich zwei freie Tage mit Programm zu füllen sind! Wer den geschenkten „Luther-Feiertag“ thematisch passend verbringen will, hat dafür im Museum Zeughaus beste Gelegenheit. Und wer dazu nicht nur in evangelischen, sondern auch noch in katholischen Gefilden unterwegs sein will, macht noch einen Abstecher in die zweite glaubensgeschichtliche Ausstellung der Reiss-Engelhorn-Museen: „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ wurde verlängert und ist noch bis 26.11. zu sehen.

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