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Ausstellungen

Reiss-Engelhorn-Museen: Von den Päpsten zur Reformation

www.rem-mannheim.de, www.museum-heidelberg.de

Im ganzen Lande blickte man in den letzten Monaten auf Martin Luther und die Reformation. Ein Museum aber machte es anders: „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ stehen im Mittelpunkt einer seit Mai laufenden Ausstellung, denn ganz bewusst wollte man sich auch einmal auf jene – lange! – Zeitspanne fokussieren, in der Katholiken und Protestanten gemeinsame Wege im Glauben gingen. Das kam gut an, und darum wird die Schau verlängert: Bis zum 26.11. besteht nun also weiterhin die Gelegenheit, kostbare Handschriften zu bewundern, Geschichte anhand von Objekten zu erleben und über päpstliche Kuriositäten zu staunen, beginnend bei Petrus und endend am Beginn des 16. Jahrhunderts. Also ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als die Reformation die Glaubenswelt massiv veränderte – und so schließt sich auch die nächste Ausstellung im Museum Zeughaus chronologisch direkt an: „Reformation! Der Südwesten und Europa“ eröffnet am 29.10. und für fast einen Monat kann man also in gleich zwei Ausstellungen einen „Komplettdurchlauf“ durch beeindruckend viele Jahrhunderte christlicher Glaubensgeschichte machen! 

In der Reformations-Schau wird bis Anfang April ein Einblick in die spezifische Situation in Württemberg, Baden und der Kurpfalz gegeben: Hier fanden reformatorische Ideen bereits früh Anklang: Als Martin Luther am 26. April 1518 in der Universitätsstadt Heidelberg erstmals seine Glaubensgrundsätze öffentlich erläuterte, hörten ihm Studenten und Magister begeistert zu, unter ihnen die späteren Reformatoren Martin Bucer, Johannes Brenz und Erhard Schnepf. Die „Heidelberger Disputation“ war ein früher Meilenstein der Reformationsgeschichte. 1563 entstand in der Kurpfalz mit dem Heidelberger Katechismus das wohl am weitesten verbreitete Bekenntnis des reformierten Protestantismus. Zu seiner europaweit wichtigsten Ausbildungsstätte entwickelte sich Ende des 16. Jahrhunderts die Universität Heidelberg (und wer speziell zu Heidelberg und den dortigen kirchlichen Umwälzungen mehr erfahren will, muss sich sputen: Im dortigen Kurpfälzischen Museum ist die Ausstellung „Päpste – Kurfürsten – Professoren – Reformatoren: Heidelberg und der Heilige Stuhl“ nur noch bis 22.10. zu sehen). 

Die Region im Südwesten lag im Spannungsfeld verschiedener reformatorischer Strömungen: Während sich in der Kurpfalz der Calvinismus durchzusetzen begann, kamen aus dem Süden zürich-zwinglianische und aus dem Norden wittenbergisch-lutherische Ideen. Dies förderte die aktive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Sichtweisen und verlieh dem Diskurs eine besondere Dynamik. Die Schau präsentiert die Reformation als junge Bewegung, die gegen die bestehenden Verhältnisse aufbegehrt. Diese Dynamik spiegelt auch die Gestaltung der Ausstellungsräume wider: Mehr als 90 kostbare Originale treffen auf Street-Art-Elemente und kurze Beschriftungen im Twitter-Stil. Der Ablasshandel wird zum einladenden Supermarktregal und der Buchdruck läutet eine Medienrevolution ein. Steckbriefartig werden die wichtigsten Akteure vorgestellt, darunter Gelehrte wie Martin Luther, Philipp Melanchthon, Johannes Calvin oder Martin Bucer, aber auch Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Herrscherdynastien. In sechs Themenräumen erwartet die Besucher ein Blick in eine Zeit, in der Glaube oft weniger eine Frage individueller Ent­–scheidung als vielmehr das Ergebnis politischer und gesellschaftlicher Prozesse war. Zu sehen ist die Schau bis 02.04.2018 im Museum Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim.

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