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Ausstellungen

Stimme des Lichts – Delaunay, Apollinaire und der Orphismus

Eröffnung: Fr, 01.12.,18 Uhr, 02.12.-02.04., Wilhelm-Hack-Museum, Berliner Straße 23, Ludwigshafen, www.wilhelmhack.museum

Die Mathematiker beißen sich bis heute an der Quadratur des Kreises die Zähne aus, die Künstler versuchen es einfach andersherum: Angelehnt an den Kubismus, der ein Objekt in Formen zerlegt und in seiner klassischen Variante, wie der Name schon andeutet, oft eher kantig daherkommt, entwickelten Künstlerinnen und Künstler wenige Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges den Orphismus, eine „reine Kunst“, die vermehrt mit runden Formen arbeitet, ganz auf Abstraktion setzt und der Farbe, vor allem den Farbkontrasten, eine besonders große Bedeutung beimisst. Die Kunstströmung verbindet dabei kubistische mit expressionistischen und futuristischen Ansätzen. Robert Delaunay gilt als wichtigster Vertreter dieser Richtung, die bislang noch in keiner umfassenden Themenausstellung präsentiert wurde – das Wilhelm-Hack-Museum schließt nun diese Lücke und zeigt rund 60 Bilder von Malern des Orphismus und davon beeinflussten Künstlern wie Marc Chagall, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Frantisek Kupka, Fernand Léger, August Macke oder Franz Marc. „Wir bekommen Leihgaben aus acht Ländern, unter anderem aus der Albertina in Wien, dem Museum Ludwig in Köln und dem Musée National d’Art Moderne in Paris“, fasst Museumsdirektor René Zechlin die Zusammensetzung der Ausstellung „Stimme des Lichts – Delaunay, Apollinaire und der Orphismus“ zusammen. Apollinaire? Den kennt man eher als Dichter denn als Künstler, aber er war auch intensiv als Kunstkritiker tätig und prägte überhaupt erst den Begriff „Orphischer Kubismus“ bzw. „Orphismus“. Jener lehnt sich an die mythologische Figur des Orpheus an, der so schön singen und die Lyra spielen konnte, dass es ihm damit sogar gelang, den Gott der Unterwelt zu betören und fast, aber nur fast seine Geliebte Eurydike aus dem Todesreich zurückzugewinnen. Orpheus stand als Sinnbild eines Künstler-Ideals, das jene Kräfte zu erfassen und darzustellen vermochte, die trotz aller Tendenz zur Auflösung dem Universum Einheit und Zusammenhalt gaben. René Zechlin hierzu: „Die von uns präsentierten Werke zeigen keine Darstellungen der sichtbaren Realität, sondern abstrakte Farb- und Formkompositionen. Dem Licht kommt auch hierbei eine besondere Bedeutung zu, da es die Wahrnehmung einzelner Farbwerte überhaupt möglich macht.“ Die schöpferische Energie des Lichts liege allen Farben und jeder Linie zu Grunde, deshalb sei die Malerei eine Lichtsprache, so meinten Apollinaire und Delaunay. Sie entlehnten ihre Formulierung „Stimme des Lichts“ den antiken hermetischen Schriften, die von den Orphikern häufig rezipiert wurden. Hierauf stützt sich auch der Titel der Ausstellung, mit der das Wilhelm-Hack-Museum nach seinen Ausstellungen zum Blauen Reiter, zur De-Stijl-Bewegung und zum russischen Konstruktivismus eine weitere Facette der europäischen Anvantgarde beleuchtet. Die offene Architektur des Wilhelm-Hack-Museums macht es dabei möglich, die verschiedenen Kapitel der Ausstellung nicht linear, sondern als parallele Aspekte zu zeigen, die sich aufeinander beziehen und eng miteinander verknüpft sind. Im Rahmenprogramm untersucht eine „Lichtoper“ die Zusammenhänge von Licht, Klang, Farbe, Raum, Rhythmus und Sprache; Lichtobjekte und Licht-Klang-Inszenierungen arrangieren sich zu einer Gesamtkomposition. Eine Aufführung findet am Mi, 13.12. statt, dem Beginn des jüdischen Lichterfestes Chanukka, das heuer genau am Lucia-Tag beginnt; eine weitere folgt zum Chinesischen Lichterfest im März. 

 

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