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Bühne

Arie auf Abstand - Das NTM auf neuen Wegen

Nur etwas mehr als vier Monate konnte das Mannheimer Nationaltheater im Jahr 2020 Vorstellungen vor Publikum spielen: im Januar und Februar, an ein paar Tagen im März sowie im September und Oktober, als das Vierspartenhaus mit einem ausgeklügelten Sicherheits- und Hygienekonzept und coronakompatibel erarbeiteten Inszenierungen aus der Sommerpause kam. Doch seit Anfang November steht der Spielbetrieb am Goetheplatz, wie an allen Theatern in Deutschland, erneut still. Wann wieder vor Publikum gespielt werden kann, ist, während dieser Text entsteht, noch unklar. Fest steht bislang nur: Das NTM bleibt auch den März hindurch geschlossen, denn Sicherheit umfasst auch Planungssicherheit und eine klare Entscheidung macht viele Prozesse einfacher als ein ständiges Hin und Her. Das Publikum, die KünstlerInnen und MitarbeiterInnen des NTM, sie alle müssen sich also in Geduld üben. Man kann aber dennoch auf einige besondere Theatermomente des vergangenen Jahres zurückblicken! Nicht nur im Zuschauerraum, wo im Pandemiemodus nur jede zweite Reihe besetzt und zwischen den Plätzen drei Stühle freigelassen werden, auch auf und hinter der Bühne gelten ja die Abstandsregeln. Die meisten Inszenierungen aus der Vor-Corona-Zeit konnten dadurch nicht mehr gezeigt werden, und kreative Lösungen mussten her. Opernintendant Albrecht Puhlmann und sein Team zeigen darum seit Beginn der Spielzeit 2020/21 unter dem Label „White-Wall-Oper“ für Kammerorchester bearbeitete und auf 90 Minuten reduzierte Opern-Klassiker, darunter Mozarts „Zauberflöte“, Puccinis „Madame Butterfly“ und Rossinis „Der Barbier von Sevilla“. Genug Platz im Orchestergraben, keine Menschenansammlungen im Foyer, kurzweilige Inszenierungen – es ist das perfekte Format für OperneinsteigerInnen! Weitere „White-Wall-Opern“, deren zentrales Bühnenelement die titelgebende weiße Wand ist, die für jedes Stück mit kunstvollen Projektionen zum Leben erweckt wird, sind in Planung. Schauspielintendant Christian Holtzhauer und sein Team setzten gleich sechs Monologstücke (von denen bislang drei vor Publikum und eines online gezeigt werden konnten) auf den Spielplan – spielstarke Performances von einer Schauspielerin oder einem Schauspieler in rund 60 Minuten, u. a. Friedrich Dürrenmatts „Das Versprechen“ und Dea Lohers „Land ohne Worte“, die unter den gegebenen Bedingungen problemlos geprobt und schnell auf die Bühne gebracht werden können. Der Tanz mit Intendant Stephan Thoss widmete sich in „My Island“ auch thematisch der Isolation durch die Pandemie, während das Junge NTM mit Intendantin Ulrike Stöck Gewächshäuser aus Plexiglas im Zuschauerraum installierte und Matsch-Päckchen to go für das junge Publikum packte. Bis zur erneuten Öffnung läuft im Nationaltheater der interne Betrieb weiter, soweit es vertretbar und möglich ist. Viele Neuinszenierungen wurden vor dem zweiten Lockdown zu Ende geprobt und warten nun darauf, aufs Publikum zu treffen. In der Zwischenzeit hält das NTM wie schon im Frühjahr über Online-Formate Kontakt „nach außen“: Auf der Website finden sich unter „NTM Digital“ neben Inszenierungs- und Konzertmitschnitten auch exklusives Archivmaterial und Interviewfilme sowie Podcasts und Audiowalks.

www.nationaltheater-mannheim.de

 

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