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Bühne

Drei Fragen an… Sängerin Signe Heiberg in „Jenůfa“

Eine Oper in tschechischer Sprache ist hierzulande selten zu erleben – mit „Jenůfa“ von Leoš Janáček gibt es aber nun die Gelegenheit. Natürlich aber mit deutschen Übertiteln! Und wer sich fragt: Der kleine Kringel signalisiert einfach nur, dass das u lang ausgesprochen wird. Benannt wurde das Stück nach der Titelheldin, zusammengefasst ist es kurz: Eine oberflächliche Liebe, Eifersucht und falsche Moral führen Jenůfa auf tragische Wege. Geliebt wird sie von Laca, sie selbst aber liebt Števa, von dem sie ein Kind erwartet. Wütend über Jenůfas Ablehnung, verletzt Laca sie im Gesicht, das fortan entstellt ist. Für Števa ist sie nun nicht mehr attraktiv und er lässt sie im Stich. Alleinstehend mit einem unehelichen Kind droht Jenůfa Ausschluss und Ächtung. Jenůfas Ziehmutter tötet das Neugeborene, Jenůfa aber erzählt sie, das Kind sei, während sie im Fieber lag, gestorben… Gesungen wird die Titelrolle von Signe Heiberg (Foto aus „Macbeth“ © Susanne Reichardt), die uns in drei Fragen Einblicke gibt.

Delta im Quadrat: Jenůfa erlebt extreme emotionale Höhen und Tiefen. Welcher Aspekt dieser komplexen Figur fordert Sie als Darstellerin am meisten heraus?

Signe Heiberg: Ich habe zum Glück nicht so große Verluste erlitten, wie die Jenůfa im Laufe der Oper erleben muss, aber ich tue mein Bestes, um sie so glaubwürdig darzustellen wie möglich. Und da hilft Janáček – dadurch, dass Musik und Text so auf den Punkt gebracht wurden, wird es so hautnah und rau! Ich muss mich im Grunde genommen nur darauf einlassen. Ich glaube, die größte Herausforderung wird es, nicht emotional zu sehr mitgezogen zu werden, sonst werde ich bestimmt durch die Hälfte des Abends heulen und kaum singen können.

DiQ: Wie haben Sie sich Leoš Janáčeks spezifische, an die tschechische Sprache angelehnte Musiksprache angeeignet?

SH: Je besser ich den Inhalt kenne, desto einfacher. Wir haben eine tolle Sprachcoachin, die die Oper sehr gut kennt, sie konnte schon viel helfen und zusammen mit unserem Generalmusikdirektor suchen wir immer eine gute Balance zwischen Text und Musik. Und ich habe mir immer wieder Aufnahmen von der Oper mit tschechisch sprechenden Personen wie Gabriela Beňačková angehört, um zu hören, wie sie die Sprache behandeln.

DiQ: Zuletzt haben Sie die dramatische Lady Macbeth in Heidelberg verkörpert und konnten Ihr Können in einer nicht weniger dramatischen Rettung der Frankfurter Opernpremiere unter Beweis stellen, als Sie im Dezember 2024 kurzfristig eingeflogen wurden und die Partie vom Bühnenrand sangen. Nun stehen Sie als Jenůfa auf der Bühne – wie unterscheiden sich diese Rollen in ihren stimmlichen und darstellerischen Anforderungen?

SH: Lady Macbeth ist eine extreme Rolle, stimmlich muss man in den Extremen der Stimme, tief/hoch, schnell/langsam, laut/leise, schön/hässlich agieren – sie fordert alles. Sie ist auch eine extreme Frau, die wahnsinnige Entscheidungen trifft, handelt und sich auch dementsprechend entwickelt. Es ist „grand opera“ und großes Theaterdrama. „Jenůfa“ ist viel realistischer und menschlicher, es ist eine Geschichte, die wahrscheinlich auch noch heute stattfinden kann. Sie ist nicht ganz so anstrengend zu singen wie die Lady, was mir erlaubt, mit den Farben der Stimme zu spielen, und durch die enge Verbindung zwischen Text und Musik kann man da richtig viel machen. Die Lady macht Spaß, weil sie schon weit weg ist von der Person, die ich bin. Für „Jenůfa“ kann ich mehr von mir und mehr Menschlichkeit mit mir auf die Bühne bringen.

 

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