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Bühne

Nach der Freiheit ist vor der Freiheit: Die Internationalen Schillertage

16.-24.06., Nationaltheater Mannheim

Freiheit ist gewissermaßen adelig: Es gibt die Freiheit von und die Freiheit zu. Die Freiheit von Bindungen verlangt den Ausgang des Menschen aus seiner Unmündigkeit. Die Freiheit zum selbstständigen Menschen beschreibt die Forderung, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Friedrich Schiller zählte zu den kampflustigen Denkern der Aufklärung und war als Idealist davon überzeugt, dass es möglich sei, die Dinge zu beherrschen, statt sich von ihnen beherrschen zu lassen. Mit dem Nationaltheater ist er insofern verbunden, dass er ab 1783 Mannheims erster Theaterdichter war; schon ein Jahr zuvor wurden „Die Räuber“ am Nationaltheater uraufgeführt. Darum setzt man sich hier in einem alle zwei Jahre stattfindenden Theaterfestival mit Schillers Werk und dessen Reflektionen in der zeitgenössischen Theaterwelt auseinander – der Bezug zwischen dem Damals und dem Heute ergibt sich durch das optimistisch gedachte Motto von 2017, „Nach der Freiheit ist vor der Freiheit“. Den Programmflyer ziert eine Person mit gelb überspraytem Smiley-Gesicht und unverwechselbarer Haartolle, die sich vor dem Stars-and-Stripes-Banner die Hände reibt – wo Populisten einfache Lösungen vorschlagen, wird Freiheit nicht mehr als etwas Positives verstanden, sondern als permanente Zumutung. Aber auch diese Haltung kann sich irgendwann wieder ändern... und das Theater trägt seinen kleinen Teil dazu bei, indem es komplexe Geschichten erzählt, die Menschen in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit darstellen. Friedrich Schiller tat das in seinen großen Dramen: „Maria Stuart“ wird von den Münchner Kammerspielen inszeniert, „Don Carlos“ kommt als Theaterfilmvorführung mit dem Bugtheater Wien auf die Leinwand und live mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin auf die Bühne, „Wilhelm Tell“ wird vom Theater Basel und dem Schauspiel Köln aufgeführt, „Wallenstein“ von der Schaubühne Berlin und „Die Räuber“ auch heute noch vom heimischen Ensemble. Das dänisch-österreichische Künstlerduo SIGNA bespielt in der mehrstündigen Performance-Installation „Das Heuvolk“ ein leerstehendes Gebäude im Benjamin Franklin Village; Oliver Frljic erzählt in seinem biografischen Theaterabend „Second Exile“ von Totalitarismus, neuen Nationalismen und Unfreiheit, die „Winterreise“ von Yael Ronen und dem Exil Ensemble des Berliner Maxim Gorki Theaters handelt ebenfalls vom Verlust der Freiheit, und in „Demetrius [exporting freedom]“, einer Auftragsarbeit für die Schillertage in Zusammenarbeit mit der Mannheimer Bürgerbühne, gibt Tobias Rausch eine Anleitung, wie man mit Schiller im Gepäck die Freiheit in Ländern mit totalitären Regimen wiedergewinnen kann. Zum abendlichen „Schill-Out“ geht das NTM auch an andere Spielorte und präsentiert besondere Konzerte inmitten des Mannheimer Stadtlebens – hier loopt das Cello, es gibt Trommeltrubel und Opernstimmen jenseits von Klassik sowie zum Abschluss portugiesischen Gesang mit Fumaca Preta sowie Party mit Disco Dedication.

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