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Bühne

So klingt Arkadien: 70 Jahre Schwetzinger SWR Festspiele

Die Schwetzinger Festspiele als internationales Festival der klassischen Musik begehen in diesem Jahr ihr siebzigjähriges Bestehen. Ihre Gründung im Jahre 1952 hatte allerdings eher politische als kulturelle Gründe: Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Gebiet im deutschen Südwesten dreigeteilt worden; der von den Amerikanern in ihrer Besatzungszone in Stuttgart etablierte Süddeutsche Rundfunk umfasste als Sendegebiet „Württemberg-Baden“, wozu jeweils nur die nördlichen Landesteile gehörten, und die südlichen Landesteile, ehemalige französische Besatzungszone, waren dem in Baden-Baden angesiedelten Südwestfunk zugeteilt. Die Akzeptanz dieser Konstellation war in Nordbaden alles andere als selbstverständlich, sodass Geschäftsleitung und Intendanz des Süddeutschen Rundfunks sich genötigt sahen, ein Zeichen von Gewicht in der Region Nordbaden zu setzen. Dass dies ein kulturelles Zeichen war, ehrt alle, die daran beteiligt waren. Gerade heute, im Angesicht eines neuen Krieges in Europa, ist es wichtig, an den Gründungsimpuls zu erinnern, nämlich Kunst und Kultur als Mittel der Verständigung zu etablieren!

Bis heute versammeln die Festspiele bedeutende Künstlerinnen und Künstler – und diejenigen, die irgendwann zu solchen werden. So liest sich die Riege der in Schwetzingen gewesenen KünstlerInnen wie das Who’s Who der Musik- und Musiktheaterwelt: Ballettstars wie John Cranko, Marcia Haydée oder Pina Bausch traten hier auf, Komponisten wie Aribert Reimann, Bernd Alois Zimmermann und Salvatore Sciarrino, Künstler wie Fritz Wunderlich, Claudio Arrau oder Dietrich-Fischer Dieskau. Die programmatische Tradition, Opern und Konzert, Alte und Neue Musik unter einem Leitmotiv miteinander zu verknüpfen, wird im Jubiläumsjahr fortgesetzt: zum einen mit einer neuen Oper „Kapitän Nemos Bibliothek“ von Johannes Kalitzke, der selbst am Dirigentenpult die Uraufführung mit dem Ensemble Modern und dem Puppentheater Halle aus der Taufe hebt; zum anderen mit der Oper „L’Isola d’Alcina“ von Giuseppe Gazzaniga, einem Stück Schwetzinger Operngeschichte. Ihr folgt das selten gespielte Melodram „Medea“ von Georg Anton Benda, und auch Klaus Maria Brandauer ist mit einem Abend zu Gast, den er anhand von Briefen und Notizen von Wolfgang Amadeus und Leopold Mozart ganz dem Leben des jungen Komponisten widmet. Rund 50 Veranstaltungen gibt es unter dem Motto „Arkadien“ zum Jubiläum zu entdecken. Als Residenzkünstler und mit jeweils drei Konzerten zu Gast sind die Geigerin Isabelle Faust und der Pianist Alexander Melnikov. Neben der Quartett-Elite, die vom Hagen-Quartett bis zum Quatuor Ébène reicht, zieht es außerdem KünstlerInnen wie Dorothee Oberlinger, Sharon Kam, Avi Avital, Jean-Guihen Queyras, Sonny Troupé, Christoph und Julian Prégardien, Christina Landshamer und Ensembles wie das SWR Symphonieorchester, Constantinople, Concerto Italiano oder La Fonte Musica nach Schwetzingen, wobei letztere auch mit einem Konzert im Speyrer Dom vertreten sind. Alle Opern und Konzerte werden wie üblich vom Kulturradioprogramm begleitet, aufgezeichnet und live bzw. zu einem späteren Zeitpunkt im Radio gesendet.

Für die entsprechende Einstimmung auf das Motto des Festivals sorgt die Radioreihe „Einmal Arkadien, bitte“ von und mit Katharina Eickhoff (25.-29.04., 9-10 Uhr, SWR2).

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