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Bühne

Theater im Pfalzbau Ludwigshafen

Im kreativen Bereich stehen die Räder ja quasi niemals still. Wir nahmen uns darum auch mitten in der Sommerpause die Zeit, um mit Tilman Gersch, dem Intendanten des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau, über sein Haus und vor allem über die vielversprechenden Höhepunkte der kommenden Spielzeit zu sprechen.

Delta im Quadrat: Der Spielplan für 2019/2020 steht – heißt das, Theatermenschen haben jetzt Urlaub? Oder sind Sie gedanklich schon mit dem Programm für die übernächste Saison beschäftigt? Und wie entsteht ein Spielplan überhaupt?

Tilman Gersch: Die Arbeit am Programm ist tatsächlich oft eine große Herausforderung, weil da vieles ineinandergreifen muss. Natürlich arbeiten die Betriebsbüros der Theater, die Agenten der Tanzkompagnien, die Kuratoren intensiv mit uns daran. Aber mitunter ist es schon für alle Beteiligten ein zähes Ringen – Termine suchen, Optionen erwägen und so weiter...

DiQ: Können Sie unseren Lesern einen kurzen Überblick über die kommende Spielzeit in den verschiedenen Sparten geben?

TG: Im Schauspiel gastiert das Burgtheater Wien mit „Medea“ von Simone Stone nach Euripides – Caroline Peters spielt die Titelrolle! „Endstation Sehnsucht“ vom Berliner Ensemble in der Regie von Michael Thalheimer wird mit der gefeierten Cordelia Wege zu erleben sein, oder auch ein überraschend aktueller „Schimmelreiter“ vom Theater Bremen. Aus Düsseldorf kommt eine Adaption des berühmten Orwell-Romans „1984“, u.a. mit Christian Friedel. Auch im Tanz bieten wir eine große ästhetische Vielfalt. Die GöteborgsOperans Danskompani zeigt in einem Doppelabend die Deutschlandpremiere „Skid“ von Damien Jalet und „Autodance“ von SharonEyal. Das Stuttgarter Ballett kommt mit John Crankos „Der Widerspenstigen Zähmung“, Phia Menard bietet mit„Saison Sèche“ eine aufsehenerregende Tanzperformance über Genderklischees. Mit „Opus 14“ von KaderAttou ist französisches Tanztheater mit Hip-Hop-Einflüssen zu sehen. Und auch Alvin Ailey II aus den USA wird das Publikum begeistern. Im Kindertheater präsentiert das Düsseldorfer Schauspielhaus z. B. den „Räuber Hotzenplotz“. Das Pfalztheater Kaiserslautern bringt im Musiktheater große Erfolgstitel wie „Die Fledermaus“ oder das Musical „Cabaret“. Es ist wieder sehr viel los bei uns!

DiQ: Im Herbst stehen ja gleich auch zwei große Festivals an – worum geht es da genau?

TG: Die Festspiele Ludwigshafen sind wie immer geprägt von erstklassigem Schauspiel und herausragendem internationalem Tanz. Dort sind Produktionen von künstlerisch hohem Rang zu sehen! Ein großes Ereignis ist natürlich mit vier Produktionen die Werkschau des Deutschen SchauSpielHauses Hamburg. Da gibt es so hoch dekorierte, sehr aufwändige und großartige Produktionen wie „Am Königsweg“ von Elfriede Jelinek in der Regie von Falk Richter oder Karin Beiers „König Lear“ mit Edgar Selge. Ebenfalls ein Großereignis: „Die Dreigroschenoper“ des Regie-Magiers Robert Wilson kommt vom Berliner Ensemble! Nanine Linning hat zum zweiten Mal das Tanzprogramm kuratiert und wird ihre geschätzten Einführungen und Nachgespräche halten. „Sutra“, eine britisch-chinesische Koproduktion von Sidi Larbi Cherkaoui, ist zu Gast. Außerdem die São Paulo Dance Company und das Israel Ballett. Oder Damien Jalets „Omphalos“ – eine spektakuläre, gefeierte Aufführung aus Mexico.

Das Internationale Festival Offene Welt Ende September widmet sich den politischen, sozialen und auch privaten Lebenswirklichkeiten von Menschen anderer Herkunft. So ist die Tanzperformance „May He Rise and Smell the Fragance“ aus dem Libanon ein starker, berührend-faszinierender Abend, der sich mit traditionellen Ritualen der Trauerbewältigung beschäftigt. Oder „55 Shades of Gay“, eine Recherche über die Lebenswirklichkeit Homosexueller im heutigen Kosovo. „That Which is Missing“ ausKroatien ist ein Stück über die Kompliziertheit der Identitätsfindung. Ein lokales Ereignis ist wie immer das Weltfest, und so ist es auch mit unseren eigenen Jugendprojekten.DiQ: Viele der Bühnen und Ensembles, die ihre Stücke nach Ludwigshafen mitbringen, sind hier schon einmal aufgetreten. Kommen auch ganz neue Gäste?TG: Auf jeden Fall. Damien Jalet, Phia Menard, das Theater Bremen, Doris Uhlich und einige andere Künstler sind das erste Mal bei uns zu Gast.

DiQ: Und was wird in Eigenregie erarbeitet? Gerade die jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspieler in Ludwigshafen sind da ja sehr aktiv...

TG: Der Junge Pfalzbau erarbeitet unter der Leitung von Giuseppina Tragni die Stücke „Bodybilder“ und „Woanders ist das Gras vielleicht grüner“, Luise Rist hat mit der Mahala International „The Kingdom of Schnurr Bart“ entwickelt, dazu kommen im Lauf der Spielzeit noch viele andere Projekte. Unter meiner Regie entsteht „Ratten Ludwigshafen“ nach Gerhart Hauptmann, ein Stück unseres Bürgerensembles, in dem alle Altersgruppen vertreten sind.

DiQ: Auf welche Aufführung sind Sie persönlich am meisten gespannt?

TG: Ich habe keine Prioritäten. Gespannt bin ich wie immer auf das ganze Programm und darauf, ob das Publikum es annimmt. Besonders aber interessiert mich, wie unser neues, verbessertes Familienpaket ankommt, mit dem Eltern und Kinder sehr günstig ins Theater gehen können.

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