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Leben im Delta

Active Life-Health: Beruf & Fitness

Beruf und Fitness – wie lässt sich das verbinden?

In unserem Experten-Interview geht es diesmal um die Fitness im Beruf: Wie hält man sich fit für die Arbeit? Wie kommt man trotz stressigem Arbeitstag zu ausreichend Bewegung? Und warum ist das alles überhaupt so wichtig? Die Sportwissenschaftlerin Christine Heller erzählt mehr dazu.

Delta im Quadrat: Guten Tag Frau Heller! Würden Sie uns zu Anfang kurz erzählen, auf welchem Wege Sie zu Pfitzenmeier gekommen sind und was Sie dort tun?

Christine Heller: Hallo, mein Name ist Christine Heller, ich bin 32 Jahre alt, M. Sc. Sportwissenschaftlerin und aus der wunderschönen Pfalz. Seit der Neueröffnung des Wellness- und Fitnessparks Pfitzenmeier in Mannheim-Neuostheim im letzten Jahr habe ich dort die sportlichen Leitung übernommen und freue mich sehr über diese tolle Aufgabe. Sportlich verbunden bin ich mit dem Ballsport, genauer gesagt dem Handball. Diesem Sport war ich über 23 Jahre lang treu. Meine neue Leidenschaft gehört nun allerdings dem CrossFit. Vor der Zeit bei Pfitzenmeier war ich im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) tätig. Ich nahm ergonomische Verbesserungen am Arbeitsplatz vor und betreute viele Menschen sportpraktisch in deren Arbeitsalltag. Deswegen freue ich mich sehr, das spannende Thema „Beruf und Fitness“ erörtern zu dürfen.

DiQ: Was sind denn die vorrangigen Gesundheitsprobleme von Berufstätigen? Wo hakt es am häufigsten?

CH: Eines der vorrangigsten Probleme ist eine Erkrankung im Bereich des Muskel-Skelettsystems. Eine solche wird zum einen durch das Verhalten des Menschen selbst am Arbeitsplatz bestimmt, zum anderen durch die Verhältnisse, die am Arbeitsplatz vorherrschend sind. Langes Sitzen oder Stehen, also eine Inaktivität des Bewegungsapparates, oder einseitige Belastungen können zu Erkrankungen führen. Ein Übermaß an Bewegung, beispielsweise schweres Heben oder Tragen, kann ebenso negative Auswirkungen haben. Das Zauberwort ist hier der Ausgleich, die Ausgleichsbewegung. Bei den Verhältnissen am Arbeitsplatz spielen ergonomische Hilfsmittel im Arbeitsalltag eine entscheidende Rolle für die eigene Gesundheit. Als Beispiel sind die Einstellungen des Stuhls, PCs oder Tisches zu nennen. Neben muskulären Problemen und Herz-Kreislauferkrankungen nimmt auch die Zahl der psychischen Beschwerden immer weiter zu. Dies ist insbesondere nach dem Beginn der Pandemie im letzten Jahr leicht nachvollziehbar. Viele Menschen plagen Sorgen und Ängste, das soziale Leben ist eingeschränkt, neben dem Homeoffice müssen Kinder zuhause betreut werden, viele sind in Kurzarbeit, wiederum andere versinken in Mehrarbeit. Das Stresspensum ist enorm. Durch das Homeoffice steigen die Stressoren in den meisten Fällen und paaren sich mit noch weniger Bewegung. Ein stetiger Kreislauf, mit dem sich durchaus die steigende Zahl an psychischen Beschwerden erklären lässt.

DiQ: Dann sprechen wir doch mal darüber, was man dagegen tun kann: Wie schaffe ich es beispielsweise im Alltag oder am Arbeitsplatz, Freiräume für Bewegung zu schaffen?

CH: Diese Frage wird mir häufig gestellt. Ich denke, es ist wichtig, Bewegung als festen Bestandteil im Alltag oder auch am Arbeitsplatz zu integrieren. Zuhause hilft es, feste Termine oder Tage zu planen und diese auch fix in den Wochenplan zu übernehmen. Eine einmal ausgemachte Verabredung zum Sport sorgt dafür, dass der Termin schwieriger abgesagt wird. Der in der Umgangssprache vorherrschende „Schweinehund“ kann damit überlistet werden. Im Arbeitsalltag gestaltet sich das etwas schwieriger. An einem stressigen Arbeitstag gerät die Bewegung meist in den Hintergrund. In meiner Tätigkeit im Bereich des BGF konnte ich die Erfahrung machen, dass bereits „Kleinigkeiten“ einen riesigen Effekt auf die Gesundheit jedes Einzelnen haben können. Das könnte beispielsweise sein, die Treppe dem Fahrstuhl vorzuziehen, den weiteren Weg zum Drucker zu wählen oder auch, den Telefonhörer liegen zu lassen und zu Fuß zum Kollegen zu gehen. Weitere Freiräume für Bewegung erhalte ich zudem über feste Dehn- und Bewegungspausen, in denen ich die beanspruchten Muskelgruppen lockere. Ein Wecker kann hierauf aufmerksam machen. Eventuell entsteht bei solchen Pausen sogar eine gewisse Gruppendynamik innerhalb des Kollegiums. Das Nutzen oder die Integration von ergonomischen Tischen, Stühlen oder anderen Hilfsmitteln schützt ebenso vor Inaktivität. Allgemein ist es immer sinnig, nachzuforschen, ob es bereits Gesundheitsfördermaßnahmen im Unternehmen gibt.

DiQ: Gibt es denn Ihrer Meinung nach einen direkten Zusammenhang zwischen körperlicher und beruflicher Fitness?

CH: Für mich ist der Zusammenhang zwischen körperlicher und beruflicher Fitness unbestreitbar. Aus sportpraktischer Sicht muss schließlich ein Arbeitnehmer, der in einem körperlich anstrengenden Beruf tätig ist, in der Lage sein, die Arbeitsanweisungen ohne Probleme auszuführen. Wer körperlich fitter ist, steigert seine Leistungsbereitschaft und ist schließlich auch leistungsfähiger. Durch Bewegung wird das Gehirn besser mit Sauerstoff versorgt und die Konzentration am Arbeitsplatz nimmt zu. Neben weniger Krankheitsfällen, welche natürlich zu geringeren Gesundheitskosten des Unternehmens führen, spielt auch die Work-Life-Balance in diesem Punkt eine wichtige Rolle. Fitte Mitarbeiter sind meist zufriedener.

DiQ: Wie sieht exemplarisch ein typisches Training im Home-Office bzw. am Arbeitsplatz aus?

CH: Ein Training am Arbeitsplatz kann sehr vielfältig gestaltet werden. Es reicht von Hockergymnastik über Theraband-Übungen bis zu Yoga und Entspannung. Wichtig ist es, einen Ausgleich zum Beruf herzustellen. Wer viel Stress am Arbeitsplatz ausgesetzt oder körperlich stark belastet ist, der priorisiert vielleicht eher etwas Entspanntes – Traumreisen oder ein ausgiebiges Dehnprogramm von fünf bis zehn Minuten. Anderen ist ein leichtes Krafttraining oder die Mobilisation der Gelenke angenehmer. Der Schlüssel liegt darin, das für sich passende und individuelle Training zu finden. Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Apps, die genau an dieser Stelle ansetzen. In der momentanen Situation ist das eine gute Alternative, um sich Ideen für Bewegung zu sammeln.

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Christine Heller

M. Sc. Sportwissenschaftlerin / Pfitzenmeier

 
 

 


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