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Leben im Delta

Coca-Cola made in Mannheim: 70 Jahre Produktion

Coca-Cola und die Quadratestadt – das ist inzwischen eine lange und bewegte Geschichte: Vor 70 Jahren kaufte der Mannheimer Getränkehändler Wilhelm Müller eine der ersten Abfüllanlagen für Coca-Cola in Deutschland. Damit schuf er die Basis für das moderne Abfüllwerk, das sich heute in Mannheim befindet, und schrieb Coke Geschichte.

Am 26. Juli 1950 erwirbt Wilhelm Müller in Mannheim die Abfüllrechte und eine der ersten Produktionsanlagen für Coca-Cola in Deutschland. Finanziell gesehen ist der Schritt für Müller durchaus ein Wagnis. Das Ende des Zweiten Weltkriegs liegt nur fünf Jahre zurück. Doch der neue Coca-Cola Produzent ist vom Erfolg seiner Investition überzeugt. Kein Wunder, denn er kennt das Geschäft genau. 

Von seinem Vater – einem Drogisten, der mit Kur-, Heil- und Mineralwasser handelte – hatte Müller den Betrieb 1919 übernommen. 1935 stieg er dann in den Vertrieb von Coca-Cola ein. Eine Entscheidung, die Mut und Pioniergeist erforderte – und einen langen Atem: Nur etwa vier, fünf Glasflaschen Coca-Cola am Tag wurden anfangs verkauft und teils noch mit dem Fahrrad ausgeliefert. Als der Vertrieb gerade Fahrt aufnahm und Müller einen Absatz von 50.000 Kisten pro Jahr verzeichnete, beendete der Zweite Weltkrieg seinen Erfolg. Müllers Betrieb wurde völlig zerstört. 

Doch auch dieses Schicksal kann den Unternehmergeist des Getränkehändlers nicht dauerhaft bremsen: Nach dem Krieg baut er seine Pläne mit Coca-Cola sogar aus. Im Dezember 1949 nimmt Müller zunächst den Vertrieb wieder auf. Ein Jahr später wird er selbstständiger Abfüllunternehmer für Coca-Cola in Deutschland. Viele dieser sogenannten Konzessionäre kommen hinzu, darunter auch prominente Gesichter wie Max Schmeling. So amerikanisch die Wurzeln des neuen Getränks auch sind, so regional waren die Menschen schon damals für Coca-Cola im Einsatz – und so ist es bis heute. Dabei identifizieren sich viele mit der Marke so sehr, dass Kollegen über sie sagen, sie haben „Coke im Blut“.

Der Absatz steigt in den 50er-Jahren rasant, die Produktion läuft auf Hochbetrieb. Müllers Umsatz mit Coca-Cola wächst weiter. Der ehemalige „Wasser-Müller“ wird mehr und mehr zum „Cola-Müller“. Viele Arbeitsschritte der Abfüllung sind damals nur halbautomatisch. Nicht nur die Sortierung der Flaschen, auch die Qualitätskontrolle erfolgt noch manuell. Dafür sind Mitarbeitende direkt an der Linie postiert, um Flaschenhals und Boden gewissenhaft auf Fehler oder Risse zu kontrollieren. 

1965 wird die erste vollautomatische Abfüllanlage in Betrieb genommen: Sie entnimmt die leeren Flaschen aus den Kisten, setzt die vollen wieder ein und inspiziert jede einzelne – mit Hilfe von Prüfeinrichtungen, die direkt an der Linie eingebaut sind. Die Automatisierung schafft neue technische Berufe, denn Mitarbeitende müssen mit den neuen Produktionsanlagen versiert umgehen können. Bis heute prüft Coca-Cola Getränke direkt an der Linie und im Labor entsprechend der hohen Standards auf ihre Qualität. 

Am Anfang der 70er-Jahre gelingt Müller ein besonderer Rekord: 18 Jahre in Folge hat er die höchsten Verkaufszahlen aller selbstständigen Coca-Cola-Konzessionäre in Deutschland. Doch auf dem Höhepunkt seines Erfolgs stirbt er im August 1971. Seine Frau führt die Geschäfte fort: Vor ihrem Tod Anfang 1983 trifft sie noch die mutige Entscheidung für den Neubau eines Werkes – am heutigen Standort in Mannheim-Vogelstang. In den 80er-Jahren werden hier schon damals über 30.000 Flaschen pro Stunde allein auf einer modernen Anlage abgefüllt. 

Der technische Fortschritt, neue Getränke und innovative Verpackungen prägen das Werk in den 90er-Jahren besonders. Bis heute gehört dieser Wandel mit seinen Herausforderungen zum Getränkegeschäft dazu. Nachdem bislang ausschließlich Glasmehrwegflaschen abgefüllt wurden, folgt der Durchbruch einer neuen Mehrwegverpackung, der im Vergleich zu Glas leichteren PET-Mehrwegflasche. Unter der Firmierung „HM Interdrink GmbH & Co. KG“ füllte das Mannheimer Werk 1990 als eines der ersten weltweit die 1,5-Liter-Flasche ab. Zugleich ist die Getränkevielfalt über die Jahrzehnte deutlich gewachsen: Fanta, Sprite, mezzo mix und verschiedene zuckerfreie Coca-Cola Varianten wie Coca-Cola light gehören inzwischen zum Produktionsportfolio dazu. 

Ab dem Jahr 2007 kommen Veränderungen auf das Mannheimer Werk zu. Zusammen mit anderen, einst unabhängigen Konzessionären geht es in einem Abfüllunternehmen auf – zunächst in Deutschland, später in Westeuropa. Das bietet den Mitarbeitenden einen besseren, grenzüberschreitenden Austausch über neue Technologien, verlangt dem Standort aber auch einiges ab: Die Mannheimer müssen sich im deutschen und europäischen Produktionsnetzwerk beweisen, um bei Investitionsentscheidungen den Zuschlag zu erhalten. Allein in Deutschland gibt es 16 Produktionsstandorte, um weiterhin möglichst regional zu produzieren und auszuliefern.  

2015 gelingt den Mannheimern der entscheidende Schritt: Für den Umbau einer Produktionslinie erhalten sie zunächst ein kleines Investitionsvolumen und beweisen erneut, wie gut sie mit neuen Technologien umgehen können. Seitdem folgen die Großprojekte Schlag auf Schlag: Etwa 50 Millionen Euro werden in den letzten Jahren in Mannheim investiert – in zwei moderne Produktionslinien. Damit knüpft Coca-Cola in Mannheim an den Erfolg des früheren Konzessionärs an und gehört heute zu den technologisch modernsten Werken in Europa. Der „Cola-Müller“ wäre bestimmt stolz darauf.  

 

Wie auf dem Cover dieses Heftes zu sehen ist, wird die besondere Verbindung zwischen Mannheim und Coca-Cola mit einer limitierten Sonderedition gefeiert. Wer eine von fünf „Trink ’ne Coke mit Mannheim“-Flaschen gewinnen möchte, schreibt einfach bis zum 31. Juli 2020 eine E-Mail mit dem Betreff „Coca-Cola made in Mannheim“ an kollektorat@deltaimquadrat.de
und erhält dann mit etwas Glück diese besondere Coke nach dem Gewinnspielzeitraum von vier Wochen.


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