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Leben im Delta

Die Markthaus Möbeldesignwerkstatt Mannheim

KAHL Büroeinrichtungen GmbH, Industriestraße 17-19, 68169 Mannheim, Öffnungszeiten: Mo-Fr 7.30-17 Uhr und nach Vereinbarung, www.kahl.de

Auf 20 Jahre Geschichte kann das Markthaus Mannheim zurückblicken: Als staatlich anerkannter Integrationsbetrieb betreibt es zwei soziale Second-Hand-Kaufhäuser, eine Jobbörse und sechs Lebensmittelmärkte in der Region. In der ebenfalls dazugehörigen Markthaus Möbeldesignwerkstatt bekommen alte Möbelstücke aus Spenden oder von Haushaltsauflösungen ein zweites Leben geschenkt: Je nachdem werden sie nur neu aufpoliert, fachkundig aufgearbeitet oder zuweilen auch zu etwas völlig Neuem umgestaltet. Denn Upcycling schont Ressourcen, vermeidet Müll und steht für Nachhaltigkeit! Und nicht zuletzt bieten die vielfältigen Materialien auch massig Spielraum für Kreativität und gestalterische Freiheit: Da wird dann auch mal aus alten Kassetten oder Schallplatten ein absolut unikater Lampenschirm! Wir sprachen mit dem Werkstattleiter Herrn Schrott über seine Tätigkeit, neue Ideen und die Trends in puncto Design. 

Delta im Quadrat, Tim Fischer: Herr Schrott, wie darf man sich Ihre Arbeit vorstellen? Was machen Sie genau? 

Herr Schrott: In der Markthaus Möbeldesignwerkstatt (MMD) werden Möbelunikate unterschiedlichen Alters im Originalzustand umgearbeitet und restauriert. Möbelstücke werden als Unikate farblich neugestaltet, Upcycling-Einzelstücke wie Lampen oder Wohnaccessoires entstehen durch Zweckentfremdung unterschiedlicher Materialien. Kleinmöbel werden aus Palettenholz, Naturmaterialien, alten Planken von Gerüsten und Holz aus Werkstattauflösungen entworfen, Audiogeräte der Fünfziger und Sechziger Jahre funktional aufgearbeitet. 

DiQ: Wie sieht ein klassischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Arbeiten Sie allein oder in einem Team?

HS: Wir im Team nehmen Technik entgegen, die für die Werkstatt interessant ist, und begutachten sie; wir verwalten den Ein- und Ausgang des Lagers, organisieren und verteilen die anstehenden Restaurations- und Bauarbeiten und besprechen uns über die Gestaltung, die Herangehensweise und die Material- bzw. Farbauswahl der einzelnen Projekte. Dann folgt der ganz konkrete Bau von Upcycling-Unikaten. Dazu kommt die Gestaltung und Bestückung der Verkaufsflächen der MMD und die beratende Unterstützung in Verkauf und Kundenpflege.

DiQ: Was macht das Besondere für Sie bei Ihrer Arbeit aus, auch im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Menschen mit einem Handicap?

HS: Die Arbeit in der Werkstatt und im Haus ist sehr abwechslungsreich und birgt eine große Bandbreite für kreatives Ausleben. Die Arbeit mit Menschen mit einem Handicap  bietet neue Herausforderungen, da ich mir andere Gedanken über Arbeitspensum und Tempo sowie die Arbeitsplatzgestaltung machen muss. Die Investition in diese Arbeit trägt aber auch schon Früchte, da wir mittlerweile ein gut eingespieltes und produktives Team sind. 

DiQ: Wie sind Sie zu Ihrer jetzigen Stelle gekommen? Was haben Sie zuvor gemacht? 

HS: Ich war vorher regelmäßiger Markthaus-Kunde und habe auf einem der Sommerfeste, die ich besuchte, von Bekannten erfahren, dass das Markthaus für den kreativen Wirkungskreis Möbeldesign jemanden sucht. Daraufhin habe ich mich sofort mit meinem Portfolio beworben. Ursprünglich komme ich aus dem Handwerk, habe Elektrotechnik und Metallverarbeiter gelernt. Im letzten Jahrzehnt vor meiner Bewerbung hier habe ich als Erzieher in verschiedenen Bereichen gearbeitet. 

DiQ: Was war bisher hier im Markthaus Ihr spannendstes Projekt?

HS: Als spannendste Projekte würde ich die Neugestaltung der Werkstatt und der Verkaufsflächen, die Zusammensetzung eines neuen Teams und den Aufbau eines neuen Kundenstamms sehen. Es gab hier aber auch auf Seiten der Möbelobjekte einige, die herausfordernd waren und besonders gut gelungen sind – zum Beispiel die Fassmöbel oder die Möbelkollektion aus alten Ski und Skistöcken. 

DiQ: Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

HS: Meine Inspirationen entstehen bei der Betrachtung der einzelnen Stücke oder wenn zu zwei bereits bestehenden Materialobjekten das passende dritte dazukommt. Ideengeber sind aber auch meine drei Männer aus dem MMD-Team. 

DiQ: Herr Schrott, haben Sie ein persönliches Lieblingsstück? Wenn ja, welches und warum?

HS: Es gibt viele Schätzchen, die schon entstanden sind, zwei will ich Ihnen beschreiben: als erstes ein schlanker Schrank auf hohen Füßen mit Glastür, in dem wir auf beiden Seiten der Tür ganz viele Glasschütten aus alten Küchenbuffets eingearbeitet haben. Die Farbgestaltung war lichtgrau und weinrot, der ganze Innenraum wurde mit Farbwechsel-LED-Band beleuchtet. Als nächstes fällt mir die Umarbeitung eines alten Nähmaschinengestells zu einem wunderschönen Lehnstuhl ein – mit verstellbarer Rückenlehne, schwarzem Gussstahl und hellem Palettenholz. 

DiQ: Welche Trends und Entwicklungen beobachten Sie aktuell, wenn es um Material und Design geht?

HS: Auffallend scheint mir, dass der Kunde vermehrt auf Unikate statt auf Massenware Wert legt. Immer wichtiger wird das Thema „Ressourcenschonung durch Wiederverwendung“, wie es bereits seit 20 Jahren in unserem Haus gelebt wird. Im Design zeigt sich zunehmend ein Trend zu natürlichen Materialien und farbenfrohen Stücken, die langlebig und werterhaltend sind. 

DiQ: Auf welche Stücke dürfen sich Kunden und Besucher in Zukunft freuen?

HS: Wir werden weiterhin spannende und außergewöhnliche Stücke anfertigen, auf die unsere Kunden jetzt schon sehr neugierig sein dürfen! Ein Besuch in unserem Haus und unserer Möbeldesignabteilung wird sich also auch in Zukunft sehr lohnen.

DiQ: Herr Schrott, wir danken für das Gespräch und laden alle Liebhaber von Upcycling-Design und kreativem Kunsthandwerk ein, auf der Suche nach einem ganz besonderen Stück auch mal im Markthaus (www.markthaus-mannheim.de) vorbeizuschauen!


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