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Leben im Delta

Digitalisierung Spezial

 
Digitalisierung-Spezial: Analoge Worte zum Beginn

In mancher Hinsicht hat das Virus, das gerade unsere Welt auf den Kopf stellt, eine schon vorhandene Entwicklung noch einmal beschleunigt: Die Digitalisierung verschiedenster Lebens- und Arbeitsbereiche ist schon seit Jahren Thema, doch jetzt, wo Außenkontakte mit Bedacht gewählt werden und das Zusammenkommen vieler Menschen nur eingeschränkt geschehen kann, verschiebt sich immer mehr ins Digitale. Das kann man bedauern oder aber auch als große Chance sehen: Ohne Online-Medien hätten beispielsweise kulturelle Institutionen ihr Publikum lange Zeit überhaupt nicht erreichen können. So aber wurden kreative Alternativen geschaffen, die zwar kein Ersatz fürs Erleben vor Ort sind, aber dennoch eine – oft sehr lohnende! – Ergänzung. In unserem aktuellen Sonderthema wollen wir einige Strategien beleuchten, wie Theater und Bühnen, (Volks-)Hochschulen, Unternehmen und andere Institutionen sich die Techniken der Zeit zunutze machen und den virtuellen Raum erobern. Teil eins folgt gleich hier; Teil zwei – die Online-Strategien und Angebote von Museen – in der Rubrik „Ausstellungen“ am Ende des Magazins.

 

 

Digitales im Nationaltheater Mannheim

Am Ende waren es beinahe auf den Tag genau sechs Monate, in denen am Nationaltheater Mannheim aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus im Frühjahr keine Vorstellung stattfinden konnte. In dieser Zeit entwickelte das Haus unter dem Label „DNTM“ einen vielseitigen digitalen Auftritt. Seit Mitte September wird am Goetheplatz nun wieder live vor Publikum gespielt, doch das Digitale Nationaltheater soll ebenfalls fortgeführt werden – und erfährt einen Neustart. Doch von vorn: Als das Nationaltheater Mitte März seinen Spielbetrieb einstellen musste, war allen am Vierspartenhaus schnell klar, dass sie den Kontakt mit dem Publikum unbedingt aufrechterhalten wollen, auch wenn alle Vorstellungen abgesagt waren. Innerhalb weniger Tage stampfte ein Redaktionsteam aus Dramaturgie, Presse und Marketing gemeinsam mit den Ensembles einen neuen Online-Auftritt aus dem Boden: Das Digitale Nationaltheater, kurz DNTM, war geboren. Fortan wurden nicht mehr die Opern- und Schauspielbühne bespielt, sondern der digitale Raum. Auf der Webseite des Theaters wurden in der Rubrik „Große Bühne“ an den Wochenenden neu aufbereitete Mitschnitte von Inszenierungen des NTM-Repertoires gezeigt, flankiert von zum Teil nie veröffentlichten Interview- und Dokumentarfilmen aus den Archiven des Hauses. Gesprächsformate über Zoom und Streamings von Live-Konzerten rundeten das Programm ab. In den sozialen Netzwerken Instagram und Facebook zeigten sich Ensemblemitglieder aus Oper, Schauspiel, Tanz und Jungem NTM von ihrer ganz privaten Seite – tanzend, singend, kochend, puzzelnd, meist humorvoll, manchmal nachdenklich, immer authentisch. Die erste Online-Produktion während des Lockdowns kam mit „Qingdao – a messy archive“ vom Jungen Nationaltheater. In dem Stück, das die gemeinsame Kolonialvergangenheit Deutschlands und Chinas behandelt, erforscht das Publikum die eigens kreierte, labyrinthartige Webseite, ergänzt von Liveperformances via Zoom. Seinen Höhepunkt erfuhr das Digitale Nationaltheater aber definitiv beim „Mannheimer Sommer“, der in diesem Jahr komplett digital stattfand. Das Team um den künstlerischen Leiter Jan Dvořák stellte ein Online-Programm aus Musiktheater, Video-Performance, Tanz, Konzert, Ausstellung und vielem mehr auf die Beine – mit zum Teil völlig neu und auf den Auftritt im Internet hin konzipierten Arbeiten. Beinahe alle Programmpunkte sind nach wie vor auf der Webseite des Nationaltheaters abrufbar. Auch hat das Digitale gerade im Musiktheater inzwischen auch den Sprung auf die analoge Bühne geschafft: Die Mannheimer Oper unter der Leitung von Intendant Albrecht Puhlmann hat unter der Bezeichnung „White-Wall-Oper“ ein Konzept entwickelt, bei dem großformatige und bildgewaltige Projektionen verschiedener visueller KünstlerInnen die titelgebende weiße Wand als zentrales Bühnenbildelement nutzen. Film, Videokunst, Zeichnungen, Animationen, Overhead-Projektionen und collagierte Bilder verwandeln die bewegliche Wand in Räume, Orte, Fantasien.

Das Label „DNTM“ – und damit sind wir in der Gegenwart angelangt – soll weiterhin bestehen. Zum einen bietet die Rubrik auf der Webseite einen Raum für Dinge, die aktuell noch nicht wieder in der leibhaftigen Begegnung stattfinden können, wie etwa Kurzeinführungen durch DramaturgInnen vor den Vorstellungen. Diese werden nun als Begleitmaterial in Audio- oder Videoform digital zur Verfügung gestellt. Doch auch originäre digitale Formate soll es geben, darunter einen neuen NTM-Podcast. Darin diskutieren Clara Günther und Maik Dessauer aus der Presseabteilung des Nationaltheaters mit ihren Gästen über Fragen des Zusammenlebens, unserer Gesellschaft und der menschlichen Bedürfnisse; jede Folge knüpft an aktuelle Inszenierungen des Nationaltheaters an. „Die Gespräche sollen aber auch für Hörerinnen und Hörer interessant sein, die keines der Stücke gesehen haben“, kündigt Dessauer an. „Eigentlich sogar für Leute, die noch nie in ihrem Leben im Theater waren“, ergänzt Clara Günther. Angepeilt ist ein Start vor Jahresende.

 

 

Theater Heidelberg goes online

Natürlich spielen digitale Medien nicht erst seit Corona, sondern seit geraumer Zeit eine nicht unwesentliche Rolle auf und hinter der Bühne. Videokünstlerinnen und -künstler sind immer häufiger Teil des Regieteams und prägen eine neue Theaterästhetik; soziale Medien sind aus der Theaterarbeit nicht mehr wegzudenken. Während des Lockdown und der notwendigen Schließung des Vorstellungsbetriebs haben sich im Theater darüber hinaus aber natürlich viele digitale Koordinaten neu justiert – sowohl künstlerisch als auch betriebsstrukturell. Von über 350 MitarbeiterInnen am Theater und Orchester Heidelberg waren die allermeisten im Homeoffice – weit über die bis dahin gelebte Arbeitspraxis hinaus. Videokonferenzen wurden wie in vielen anderen Betrieben schnell zur Normalität, sowohl zwischen Heidelberger MitarbeiterInnen untereinander als auch in der Kommunikation mit externen Regieteams. Diese neue Praxis hat sich vor allem in der Kommunikation nach außen soweit bewährt, dass sie auch nach dem Lockdown bis heute Bestand hat. Noch augenscheinlicher war im Theater allerdings die Digitalisierung der kulturellen Möglichkeiten. Ob Streams von bestehenden Inszenierungen, der Live-Stream eines Schlosskonzerts, partizipative Digitalangebote des Jungen Theaters oder kreative Homeoffice-Botschaften der KünstlerInnen, die sozialen Medien wurden nicht nur viel mehr, sondern vor allem auch anders – und in großer kreativer Bandbreite – bespielt. Digitale Teilhabe und digitaler Zusammenhalt in Pandemiezeiten haben das Theater gelehrt, kulturelle Praktiken zu diversifizieren und offensiv mit Schnittstellen zwischen Analogem und Digitalem umzugehen: QR-Codes haben nicht nur einen analogen Schaufensterspaziergang durch die Stadt bereichert, sondern bieten im eingeschränkten Corona-Spielbetrieb auch die Möglichkeit, sich Stückeinführungen wahlweise zuhause oder im Foyer anzuhören. Das gesamte Rahmenprogramm des Tanztheaters inklusive Workshops findet nach wie vor im Digitalen statt. Das Theater Heidelberg setzt sich zum Ziel, neue Zielgruppen zu erreichen und Menschen kreativ auf dem Weg in die digitale Welt mitzunehmen – ohne zu vergessen, dass Theater natürlich zutiefst vom analogen Miteinander und der gemeinsamen körperlichen Anwesenheit lebt. Die pandemische Krise als Chance zur Vervielfältigung der kulturellen Möglichkeiten: Mit diesem Gedanken wird sich das Theater und Orchester Heidelberg auch in Zukunft auseinandersetzen. (Lene Grösch)

 

 

Digitalisierung an der Volkshochschule Heidelberg

Wenn alles auf den Kopf gestellt ist, entstehen neue Perspektiven. Wenn Altes unmöglich ist, entsteht Raum, um Neues auszuprobieren. So haben die coronabedingten Veränderungen dazu geführt, dass die Digitalisierung an der Volkshochschule Heidelberg einen großen Sprung nach vorne gemacht hat. In allen Programmbereichen – ob berufliche Bildung, Sprachen, Gesundheit, Kunst & Kultur oder Gesellschaft – werden zahlreiche Online-Kurse angeboten. Und Online-Kurs bedeutet nicht unpersönlich! Denn die Lehrkraft und die Teilnehmenden können sich alle gegenseitig sehen, hören und miteinander sprechen. In Blended-Learning-Kursen wechseln sich Präsenzphasen und Onlinephasen ab, sodass die Vorteile beider Unterrichtsformen vereint werden. Die Teilnehmenden profitieren von dem Online-Angebot derart, dass sie nicht nur die gewünschten Inhalte lernen, z.B. die gebuchte Fremdsprache oder die Finanzbuchführung, sondern gleichzeitig technische Fähigkeiten erwerben und so den Anschluss an die Digitalisierung erfolgreich meistern. Das stetig wachsende Angebot der Volkshochschule Heidelberg ist unter www.vhs-hd.de im Netz zu finden.

 

 

Palatin: Kreative neue Wege

Inzwischen wird wieder, wenn auch im kleineren Rahmen und mit einigen Modifikationen, live gespielt, doch eine ganze Weile blieb den Kulturschaffenden im Wesentlichen nur ein Weg, um ihr Publikum zu erreichen: die „digitale Bühne“. Da war Kreativität gefragt! Im Wieslocher Palatin wurde also, wie auch anderswo, die virtuelle Welt als weiterer Spielraum erschlossen – nicht als Notlösung, sondern als ein aus der Not geborenes, aber in sich absolut kreatives Experiment im spannenden Neuland. „Das, was wir auf die Beine stellen, soll kein Ersatz oder schlechtes Abbild eines Kulturerlebnisses vor Ort sein, sondern eine Ergänzung, ein unabhängiges Kulturerlebnis von anderer Qualität“, verspricht Palatin-Geschäftsführer Matthias Eckstein. Hybridveranstaltungen sind dazu gedacht, verschiedene Wünsche zu befriedigen, die sich eigentlich konträr gegenüberstehen: Die einen wollen live eintauchen, hautnah dabei sein, Spontaneität genießen, am Applaus mitwirken. Die anderen haben Sehnsucht nach Kultur, aber zugleich auch das Bedürfnis nach Abstand, nach Schutz, nach Zuhausebleiben. Mit einer Kombination aus Liveauftritt und parallelem Livestream wird beiden Seiten Rechnung getragen! Der Link zum jeweiligen Livestream von ausgewählten Veranstaltungen ist immer zeitnah auf der Website des Palatin zu finden. Neben online zu verfolgenden Bühnenauftritten sind im Palatin aber auch ganz spezielle Einblicke in die kulturelle Arbeit zu erhaschen – wie beispielsweise beim Livestream der Heidelberger Sinfoniker, der eben ausnahmsweise nicht das fixfertige Produkt präsentierte, sondern die noch unperfekte, aber gerade darum besonders spannende Probenarbeit an einer Einspielung des Haydn-Zyklus mit stolzen 107 Sinfonien! Das ist natürlich eine Herausforderung an die Technik, denn Kameras funktionieren anders als Augen und Livestreams sind noch weitgehend Neuland für das Team des Palatin. Doch wer in der Kulturszene arbeitet, bringt schon von sich aus ein gutes Maß an Kreativität und Flexibilität mit, und wenn das dann Hand in Hand geht mit all den Möglichkeiten der Technik, kann Großes entstehen – und so manche spontane Lösung von heute wird vielleicht sogar dauerhaft begeistern können und uns möglicherweise noch sehr viel länger begleiten als das Virus, das den ursprünglichen Anlass zum Schritt in die digitale Welt gab…

Studieren in Corona-Zeiten: digital und präsent

Die Corona-Pandemie hat nicht nur unseren Alltag umgekrempelt, sondern auch die Art des Lehrens und Lernens an Hochschulen. Die SRH Hochschule Heidelberg hat bereits am 1. April ihr Studium auf ein überwiegend digitales Sommersemester umgestellt. Nach und nach kehren nun immer mehr Studierende an ihre Hochschule zurück – unter höchsten Hygienevorsichtsmaßnahmen und steter Anpassung an die aktuellen gesetzlichen Regelungen. Dass sie im Mittelpunkt stehen, ist an der SRH Hochschule Heidelberg nicht neu: Die Lehrkräfte betreuen die Studierenden intensiv und persönlich und berücksichtigen die individuellen Hintergründe. Diese Betreuung ist auch während der Corona-Zeit in der digitalen Lehre gewährleistet. Hier werden die Studierenden intensiv darin unterstützt, dass ihr Studium nicht ins Stocken gerät, wie Psychologie-Studentin Jessica Volkwein erzählt: „Als die Vorlesungen direkt nach dem deutschlandweiten Lockdown auf Online umgestellt worden sind, hatte ich erst Angst, dass ich den ganzen Technikkram nicht schaffen würde. Wir haben aber eine Schritt-für-Schritt-Anleitung bekommen und ich war erstaunt, wie gut alles läuft. Natürlich wünsche ich mir wieder mehr Präsenz-Unterricht, bin aber auch sehr zufrieden mit den Online-Formaten.“

Seit 2012 praktiziert die Hochschule mit ihrem Studienmodell „Das CORE-Prinzip“ (Competence Oriented Research and Education) einen Ansatz, der sich in Pandemie-Zeiten nachhaltig bewährt: Das Lehr- und Lernmodell ist darauf ausgerichtet, jene Kompetenzen gezielt zu trainieren, die Studienabsolventen nach ihrem Abschluss für ihren künftigen Beruf benötigen. Dazu gehören selbstverständlich auch digitale Kompetenzen. Dabei werden Selbstmanagement und Eigenverantwortung von Anfang an gefördert – Eigenschaften, die für ein Studium zu Hause, aber auch im Arbeitsleben unabdingbar sind. Auch Prüfungen finden zum Teil online statt: Die erste Kandidatin war eine Studentin der Sozialen Arbeit, die ihr Kolloquium bereits Ende März im Video-Chat absolvierte – in Jogginghose und Bluse, wie sie hinterher lachend verriet: „Man sieht ja nur den oberen Teil!“

Von der Immatrikulation über die „Startklar-Tage“, die die „Erstis“ ins Studium einführen, bis hin zur Graduierungsfeier werden die Veranstaltungen aktuell sowohl digital als auch persönlich vor Ort angeboten. Eine ähnliche Vorgehensweise gibt es auch in der Lehre: Hier kümmert sich die SRH Akademie für Hochschullehre darum, Online-Methoden und Präsenzlehre so zu kombinieren, dass die Vorteile beider Lehr- und Lernformen optimal ausgeschöpft werden. Das Studium kann damit an die Situation jedes Einzelnen angepasst werden. Für die 32 Bachelor- und Master-Studiengänge gibt es keine Bewerbungsfrist und keinen NC, sondern Eignungstests und persönliche Gespräche. Der nächste digitale Studieninformationstag findet am 18.11.2020 statt, Anmeldung unter www.hochschule-heidelberg.de/digital.

 

 

Die Marktfee.App

Wer im Rhein-Neckar-Kreis nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln sucht, der kann sich über große Auswahl freuen: Frisches Obst und Gemüse, leckere Backwaren, regionales Fleisch – was hier produziert wird, darf auch hier genossen werden! Eine Hilfe hierbei ist die „Marktfee.App“, ein Online-Marktplatz für Lebensmittel regionaler Anbieter. In der App können Lebensmittel vorbestellt werden, die dann entweder an eine Abholstation, also zum Beispiel zu einem nahegelegenen Bäcker, Metzger oder einer öffentliche Einrichtung, oder auch direkt nach Hause geliefert werden. Künftig kann man sich auch mit Nachbarn und Bekannten vernetzen und damit noch mehr individuelle Wege sparen – das ist nicht nur eine Chance für Menschen, die auf nachhaltige Lebensmittel Wert legen, sondern hält auch den ökologischen Fußabdruck klein! Der Startschuss für die App fiel Ende September in und um Sinsheim mit einem Lieferradius von ungefähr 15 Kilometern; weitere teilnehmende Kommunen sind Wiesloch, Helmstadt-Bargen, Zuzenhausen, Eschelbronn, Rauenberg, Dielheim, Aglasterhausen und Neckarbischofsheim. Erfolg und weiteres Wachstum sollen dann natürlich Hand in Hand gehen und schon bald wird man hoffentlich auch in anderen Regionen über Marktfee.app bestellen können!

Höreck in Ketsch:
Die Digitalisierung in der Hörakustik.

Die digitale Revolution erfasst nun auch die Hörakustik: Die Hörakustiker-Meister vom Höreck haben den Schritt gewagt und ihre Geschäfte in Mannheim und Ketsch komplett auf digitale Produktion umgestellt. Ein digitaler Scanner und eine 3D-Software ermöglicht ein bis auf ein Hundertstel Millimeter genaues Arbeiten, das so präzise in klassischer Handarbeit nicht möglich war. Ein 3D-Drucker baut dann die am Computer designten Ohrpassstücke im DLP-UV-LED-Verfahren Schicht für Schicht auf. Und so arbeiten die „digitalen“ Meister vom Höreck: Zu Beginn erstellen sie aus weichem medizinischem Silikon eine Abformung des Ohres. Dann wird diese Abformung von einem Scanner aufgenommen und elektronisch an das betriebseigene Labor übermittelt. Dort wird sie am PC bearbeitet und mit einem 3D-Drucker aus flüssigem Dental-Kunststoff gefertigt. „Früher mussten wir immer ein bis zwei Wochen auf die Fertigung in einem externen Labor warten“, berichtet Inhaber Markus Andrae. „Entscheidende Arbeitsschritte, die bisher extern erfolgten, verbleiben jetzt in Hand des Fachmannes. Ich als Akustiker mache es selbst. Schließlich kenne ich den Kunden und sein Ohr besser als ein Techniker in einem mehrere 100 Kilometer entfernten Labor!“ Ein weiterer Beweggrund: Kunden, die eine Hörgeräteversorgung bisher ablehnten oder ihre Hörgeräte nicht tragen, weil sie aus dem Ohr rutschen, jucken oder drücken, haben jetzt eine neue Möglichkeit, eine präzise passende Anbindung an ihr Ohr zu bekommen, und sie müssen sich nicht länger mit den von der Industrie vorgefertigten Standard-Ohrstöpseln zufriedengeben. Zudem ermöglicht die digitale Fertigung auch noch weitere individuelle Möglichkeiten, welche man im Höreck erfragen und erleben kann – zur unverbindlichen Beratung ist eine Terminreservierung gerne möglich!

IHK-Weiterbildung: Angebote zu Digitalisierung

Mit zahlreichen Seminaren und Workshops zum Thema „New Work“ unterstützt die IHK Rhein-Neckar die hiesigen Unternehmen beim Einstieg und der Umsetzung einzelner Inhalte und Methoden. Dazu gehören Themen rund um die Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen, moderne Führungskonzepte und der Umgang mit Veränderungsprozessen. Innerhalb der IHK-Netzwerke „Personalarbeit“ und „Familienfreundliche Unternehmen“ spielen diese Punkte regelmäßig eine Rolle. Hier finden insbesondere Personalverantwortliche einen passenden Raum zum Austausch von Ideen, zur Diskussion über die Umsetzungsmöglichkeiten und zur gegenseitigen kollegialen Unterstützung. Die aktuellen Weiterbildungsmöglichkeiten umfassen unter anderem die Seminare „Change-Prozesse optimieren“, „Agile Führung 4.0 – Future Leadership in einem Tag“, „Design Thinking: Workshop für KMU und Start-ups“ oder „Flexible Arbeitszeitmodelle und Mobiles Arbeiten – Einführung, Organisation und rechtliche Grundlagen“. Für Unternehmen bietet das Team Weiterbildung auch Beratungen vor Ort an, um gemeinsam die optimale Weiterbildung für Mitarbeiter zu bestimmen.

www.rhein-neckar.ihk24.de/weiterbildung

 

 

Start.Info-App: Neues Aussehen und neue Funktionen

„Wann fährt die Stadtbahnlinie 6 an meiner Haltestelle?“, „Wie komme ich am schnellsten mit den Öffentlichen von A nach B?“, „Liegt gerade eine Störung für meine Buslinie vor?“ – Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH unterwegs ist, kann solche Fragen schnell und einfach per App klären, denn mit der „rnv Start.Info“-App haben Fahrgäste alle Infos über den öffentlichen Nahverkehr in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg in einer Hand. Bereits seit 2010 liefert der „Fahrplan für die Hosentasche“ Abfahrtszeiten und Verkehrsinfos für alle Linien und Haltestellen der rnv bequem und übersichtlich direkt auf das Smartphone. Die App wurde nun technisch neu aufgesetzt sowie optisch überarbeitet: Zum bewährten Abfahrtsmonitor sind einige neue Funktionen hinzugekommen, zum Beispiel eine Verbindungsauskunft, die ganz einfach per Drag and Drop bedient werden kann. Außerdem können Informationen individualisiert und personalisiert werden, zum Beispiel über Filter und Abonnements für beliebte Linien. Zudem können App-Nutzer ihre Favoriten-Haltestellen mit Hintergrundbild und eigenem Namen versehen. Die App entspricht dabei den aktuellen technischen Standards und bietet eine noch bessere Bedienung mit den für Smartphones und Tablets gängigen Finger- und Handeingaben wie Wischen, Klicken und Ziehen. Weiterhin zur Verfügung stehen die Haltestellensuche über Texteingabe oder GPS, die Abfrage von Echtzeit-Abfahrtszeiten inklusive Fahrtverlauf und Anschlüssen, Verkehrsstörungen in Form eines Live-Tickers sowie die Funktion „rnv Scout“, mit der Mängel, Defekte oder Verschmutzungen in Fahrzeugen oder an Haltestellen direkt gemeldet werden können. „Start.Info war 2010 eine der ersten ÖPNV-Apps in der Region und zählt mittlerweile über 100.000 Installationen. Deshalb war es uns wichtig, bei diesem technischen Update beliebte Funktionen wie den Abfahrtsmonitor und den Live-Ticker zu erhalten, aber gleichzeitig alles auf den neuesten Stand zu bringen und noch mehr Service zu bieten“, erklärt Martin in der Beek, Geschäftsführer für technische Angelegenheiten bei der rnv. „Natürlich verändert sich in zehn Jahren nicht nur technisch einiges, auch im Bereich Design und Benutzerführung haben wir die App überarbeitet“. Die überarbeitete rnv Start.Info-App kann ab sofort in den Apple- und Android-Stores heruntergeladen werden; bei bestehenden Nutzerinnen und Nutzern wird die App nach und nach automatisch aktualisiert. www.rnv-online.de

 

 

 
Im Interview:
Die Digitalisierung bei Pfitzenmeier
 

Delta im Quadrat, Tim Fischer: Herr Krüger, können Sie sich, Ihren Werdegang und Ihr Aufgabengebiet bei Pfitzenmeier kurz vorstellen?

Harry Krüger: Nach meiner Ausbildung zum Betriebswirt (BA) 1981 habe ich als Operator und später als Systemadministrator für Laserdrucker die Zeiten und das Ende der Großrechenzentren – in diesem Fall bei Siemens – erlebt. Mit dem Aufbau eines Warenwirtschaftssystems und der damit verbundenen Einführung des Qualitätsmanagements in einem mittelständischen Unternehmen suchte ich eine neue Herausforderung in der damaligen IT-Metropole München und erhielt die Chance, in der Desktop-Sparte des debis Systemhauses als Leiter QM das Qualitäts- und Prozessmanagement bundesweit für alle Filialen aufzubauen. Nach über zehn Jahren Konzerntätigkeit wechselte ich dann 2007 zur Unternehmensgruppe Pfitzenmeier. Mit der Aufgabe, die IT, das Service-Center und operativ vier Studios zu leiten, konnte ich in den ersten Jahren wertvolle Erfahrungen an der Front und auch im Backoffice sammeln. Mit dem Beginn der Expansionsphase konzentrierte ich mich als CIO auf die Themenfelder Qualitäts-, Prozess- und Projektmanagement und damit auf die Anpassung und Neuentwicklung von Strukturen und Prozessen, welche die Grundlage des Wachstums bilden – beispielsweise der Wechsel der Betriebssoftware, der Aufbau eines CRM- und DMS-Systems, der Wechsel zum Bargeldlosen System und generell die Integration aller Anwendungen innerhalb des IT-Gerüstes des Unternehmens.

DiQ: Was können Sie uns über die Entwicklungen im Bereich Digitalisierung im Hause Pfitzenmeier berichten?

HK: Die Digitalisierung beschäftigt uns schon sehr lange, genauer: seitdem wir die Integration aller Anwendungen in einem Gesamtsystem betrachten und optimieren. Dabei spielen die Faktoren Ressourcen, Qualität und Wirtschaftlichkeit eine wesentliche Rolle. Ob belegloser Rechnungsprozess, bargeldloses Bezahlen, automatisiertes Emailing oder die digitale Bereitstellung von Trainings- und Gesundheitsdaten für unsere Mitglieder – es geht immer darum, dass unter strikter Einhaltung des Datenschutzes die Unmenge an Daten korrekt, on demand und so individuell wie möglich dort bereitgestellt werden, wo sie benötigt werden. Sei es bei den Mitarbeitern, im Management oder bei unseren Mitgliedern. Wir beschäftigen uns heute mehr denn je mit Schnittstellen, damit die speziellen Lösungen optimal bedient werden können. Dabei gilt es, das komplexe Datengebilde im Auge zu behalten, Redundanzen und unnötige (Lizenz-)Kosten zu vermeiden sowie immer Herr seiner Daten zu bleiben.

DiQ: Welche Vorteile ergeben sich daraus für den Nutzer und für Sie als Studio?

HK: Wir können einzelnen Fachbereichen wie Vertrieb, Marketing oder Trainingsbereich wertvolle Informationen zum Markt, zu Interessenten und zu den Mitgliedern liefern. Ebenso sind wir in der Lage, unseren Mitgliedern Informationen über unsere App bereitzustellen, die von der Diagnostik über den Trainingsplan und die dazugehörigen Übungen bis hin zum Chat mit Freunden gehen, natürlich aber auch den Vertrag und den Konsum umfassen. Das Zeigen von Kursformaten live und via Mediathek wurde in der Corona-Phase sehr gut angenommen und war ein Gefühl von „Pfitzenmeier für zu Hause“. Auch besteht die Möglichkeit, mit dem Trainer oder Kursleiter in Kontakt zu treten und zu bleiben. In Zeiten der Einschränkungen lag ein Augenmerk auf der Visualisierung der Auslastung sowie auf der Reservierung und dem Umgang mit Check-Ins.

DiQ: Welche Entwicklung in den letzten Jahren hat Sie am meisten beeindruckt und warum?

HK: Es beeindruckt mich, wie stark Märkte von der Digitalisierung beeinflusst werden und Unternehmen, deren Kompetenz auf der Bereitstellung von systemischen Plattformen fußt, in die diversen Märkte eindringen. Damit bestimmen in vielen Branchen die Daten den Wert und weniger das eigentliche Produkt. Alles wird mit allem und jedem vernetzt. Es gibt nichts, was keinen digitalen Stempel erhalten wird. Die Erfassung, Analyse und Verwertung von Informationen ist keine Frage der Rechenleistung mehr, sondern eine Frage der Erkennung von Bewegungsdaten und deren unmittelbarer Bearbeitung.

DiQ: Welche technischen Weiterentwicklungen erwarten Sie in den nächsten Jahren?

HK: Ich rechne mit einer zunehmenden Vernetzung aller personenbezogener Daten. Körperdaten bis hin zur DNA, Gesundheitsdaten, das Essverhalten, Bewegungsdaten, Verhaltensmuster, kognitives Denken – alle diese Informationen werden Bestandteil der künstlichen Intelligenz. Digitale Währungs- und Bezahlmodelle, digitale Identitätsnachweise, Chip-Technologie unter der Haut… früher in meiner Kindheit waren das noch Science-Fiction-Modelle, heute Teil der Realität. Medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten zu unterstützen, medizinische Informationen ganzheitlich mittels Akte bereitzustellen oder die Umwelt durch Homeoffice zu schonen, sind zweifelsfrei zukünftige Pfade.

DiQ: Herr Krüger, wir danken Ihnen für das Gespräch und sind gespannt, was die Zukunft an Neuem bereithalten wird!

 

 

Clevere Technologie-Lösungen bei Roche

Sicher, die innovativen Produkte bei Roche werden immer noch von Menschen erdacht – aber moderne Technologien erleichtern die Arbeit ungemein. Beispiele gefällig? Nun, auch in der Fertigung hat Kollege Computer Einzug gehalten. „Bestimmte Arbeitsschritte machen Roboter eben besser und schneller als Menschen“, sagt Ronald Hofstadt, Head of Manufacturing Technology Solutions in Mannheim. Seine Einheit beschäftigt sich unter anderem damit, Produktionsprozesse zu vereinfachen und effektiver zu machen, etwa indem Maschinen automatisch be- und entladen werden. Als neueste Entwicklung reagieren Maschinen der High Performance Immunoassay-Linie inzwischen gar auf Zuruf. Beigebracht haben ihnen das Manuel Wenz und Lukas Nagel. „Electronic Voice Assistent“, kurz (und liebevoll): E.V.A., heißt das Ergebnis. Die beiden Automatisierungsingenieure haben dafür eine Software zur Spracherkennung mit der Maschinensteuerung gekoppelt. Das macht viele händische Eingaben über das Bedienpanel von Produktionsanlagen überflüssig. Ein großer Vorteil zum Beispiel für Mitarbeiter, die bei ihrer Arbeit Handschuhe tragen! E.V.A. kann innerhalb weniger Minuten neue Sprachbefehle lernen und sich flexibel an ihren Einsatzbereich anpassen – den Härtetest im Produktionsalltag hat E.V.A. auch schon bestanden. Ein weiteres Beispiel aus der Produktion bei Roche sind Magnetschwebebahnen, eine moderne Alternative zum Förderband. Damit flitzen Produkte auf kachelartigen Objektträgern mit der Geschwindigkeit eines gut trainierten Joggers reibungslos durch die Produktionshallen, jedes einzelne Produkt kann unabhängig von den anderen verschiedene Stationen ansteuern. Besonders interessant ist diese Technologie vor dem Hintergrund der Roche-Strategie der personalisierten Medizin: Dabei geht es darum, jedem Patienten, jeder Patientin eine für die individuelle Lebenssituation passende Therapie zu bieten.

 

 


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