Leben im Delta
LUDWIGSHAFEN GEHEIM
Ludwigshafen: Entdeckungen am Rhein
Man schrieb das Jahr 2018 und Gießen war es ein für alle Mal leid, als „hässlichste Stadt Deutschlands“ zu gelten. Also musste eine neue Statistik her. Und plötzlich war Ludwigshafen als Nummer eins der Hässlichkeit in aller Munde! Mit Statistiken ist das natürlich so eine Sache, denn die reine Wahrheit bilden sie nun mal nicht ab; sie zeigen höchstens Tendenzen und Stimmungen. Die Wahrheit aber ist viel komplexer als ein Ranking! Ludwigshafen hat beides – Architektur des Grauens (die im Übrigen bei „Germany’s Ugliest City Tours“ schon kultverdächtig viele Fans anlockt!) und richtig schöne Winkel, die es absolut wert sind, wahrgenommen zu werden. Wir stellen einige davon vor und laden dazu ein, die kleine und unvollständige Auswahl gerne noch durch eigene Entdeckungen zu erweitern!
Lutherturm: Wasserspiele statt Kirchenschiff
Ein Kirchturm mit Turmuhr, dafür aber ohne dazugehöriges Kirchengebäude ist am Ensemble des Lutherturms im Stadtzentrum zu bestaunen. Wo einst das Kirchenschiff stand, das den Bomben des Krieges zum Opfer fiel, durchzieht heute der Wasserkanal eines aufwändig künstlerisch gestalteten Brunnens den geräumigen Platz. Hier sind heute auch Restaurant und Biergarten eines familiären italienischen Restaurants beheimatet. Und dessen Wirt wiederum hat – vielleicht ja nicht ganz zufällig – den Vornamen Angelo. Jedenfalls schließt sich damit auch wieder der Kreis zur Kirche: La Torre da Angelo...
Hack-Museumsgarten:
Grünoase im Stadtzentrum
Alleine schon wegen dem Drumherum lohnt ein Besuch des Wilhelm-Hack-Museums, ziert ein gigantisches Werk des spanischen Künstlers Joan Miró doch eine komplette Wand der Außenfassade. Und auch zur Rückseite des Museums lohnt ein Gang, denn die dortigen Angebote dieser renommierten Kultureinrichtung führen geradewegs ins Grüne. Der hackmuseumsgARTen ist bereits seit 2012 ein Urban-Gardening-Projekt, das Menschen unterschiedlichster Herkunft, aber auch verschiedene Vereine und andere Institutionen keineswegs nur zum gemeinsamen Gärtnern verbindet. Kultur- und Informationsveranstaltungen locken ebenso wie die faszinierende Vielfalt der Pflanzenwelt und deren originelle Gefäße immer wieder begeistertn Besucherinnen und Besucher in dieses paradiesisch entspannte Areal inmitten der Stadt.
Haushohe Kunst:
„Muralu“ des Wilhelm-Hack-Museums
Kunst ist übrigens keineswegs nur im Wilhelm-Hack-Museum zu bestaunen, vor allem, da die Räumlichkeiten noch bis Ende des Jahres zur Brandschutzsanierung geschlossen bleiben müssen. Draußen geht auch was! Denn mit dem Projekt „Muralu“ ist die (Fassaden-)Kunst vielerorts im Stadtraum zu erleben, etwa ein comicartiges Gemälde über die gesamte Front eines mehrgeschossigen Wohngebäudes in der Gartenstadt, ein in schwarz-weißer Geometrie gehaltenes Werk an der Seitenwand des Hauptsitzes der Sparkasse direkt gegenüber der Rhein-Galerie oder ein Mural in unmittelbarer Nachbarschaft zum urigen Biergarten der Traditionsgaststätte Maffenbeier im Hemshof. Gleich eine Vielzahl verschiedener weiterer internationaler und regionaler WandkünstlerInnen vereint kompakt ein Projekt der Deutschen Bahn, das die kompletten Unterführungen zwischen den Bahnsteigen am Hauptbahnhof zur Open-Air-Galerie macht. Immer wieder kommen neue Wandbilder hinzu – diesen Sommer ließen sich in der Hochfeldstraße zwei exotische Blaufußtölpel in verschlungenem Geäst nieder und 20 Hausnummern weiter wächst auf einmal eine kolossale Dattelpalme mehrere Stockwerke hoch!
Der Rhein-Walk zwischen Rhein-Galerie und Pegeluhr
Dass Ludwigshafen am Rhein liegt, ist auf der einen Seite allgemein bekannt, aber auf der anderen Seite doch nicht überall spürbar. In den letzten Jahren allerdings rückten Fluss und Stadt gefühlt näher aneinander, nicht zuletzt auch durch Veranstaltungen wie das aktuell noch bis 19. September laufende „Festival des deutschen Films“ auf der Parkinsel. Die historisch enge Verbundenheit der Stadt mit dem Rhein würdigt der „Rhein-Walk“ des Marketing-Verein Ludwigshafen: An mehreren Stationen zwischen der Pegeluhr im Süden und dem Getreidespeicher nördlich der Rhein-Galerie gewähren Infotafeln nun Einblicke in die Geschichte der Stadt am Rhein. Ausgangspunkt im Stadtzentrum ist der Platz der Deutschen Einheit mit dem Einkaufszentrum „Rhein-Galerie“; dann geht es von der historischen Rheinschanze zum „Ankerstein“, zur Walzmühle und dem Ernst-Bloch-Zentrum, das sich einem der bekannten Söhne der Stadt widmet. Über den Luitpoldhafen führt die spiralförmige „Schneckennudel-Brücke“ zur Parkinsel, einem grünen Ort der Entspannung, in dem man gar nicht glauben mag, dass man sich hier mitten im Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar befindet. Die Industrie kommt allerdings bald wieder in den Blick mit dem Mundenheimer Altrheinhafen, dem Ölhafen und dem Kaiserwörthhafen mit seinem trimodalen Containerterminal. Am Südende der Promenade und damit zugleich auch an der Südspitze der Parkinsel steht dann die Pegeluhr, die auf einem Ziffernblatt den Wasserstand des Rheins anzeigt – wenngleich der amtliche Rheinpegel seit 1981 in Mannheim gemessen wird. Wer noch mehr hierzu wissen will, schließt sich einer der Führungen an, die auch noch im Spätherbst über die Parkinsel führen.
Die Große Blies – Natur meets Festival
Die Parkinsel ist indes nicht der einzige Ort, an dem Ludwigshafen sich anfühlt wie mitten in der Natur gelegen: Auch im Wildpark LU-Rheingönheim, im Maudacher Bruch oder im Landschaftspark Große Blies liegen städtisches Flair und belebte Natur ganz dicht beieinander. Letzterer entstand aus der Nutzung des Kiesabbaus heraus und ist heute eines der traditionellen Naherholungsgebiete der Stadt. Und in diesem Jahr übrigens auch der Schauplatz des „Ersten internationalen Blies Festival für elektronische Musik“! Dieser Zwölf-Stunden-Rave (www.blies-festival.de) vereint die Sehnsucht nach Techno und nach freien Räumen, er stillt die Lust am Feiern und bietet Künstlerinnen und Künstlern diverser Genres ein Podium für ihre Klangwelten. Insgesamt sechs international bekannte DJs hat das Booking-Team für das Musikprogramm des Blies Festivals für 2021 ausgewählt: Dr. Rubinstein (Tel Aviv), Matthew Jonson (Vancouver), Vlada (Moskau), Quest & Christian AB (Bergamo/London), Francesco del Garda (Bologna) und Roza Terenzi (Melbourne) spielen ihre Sets aus den Bereichen Minimal, Tech-House und Acid.
Los geht’s am 04.09. um 12 Uhr mittags; nach Mitternacht wird dann bei der Aftershow im Pfalzbau weitergefeiert, bis die Sonne längst schon wieder aufgegangen ist!