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Leben im Delta

Solidarische Landwirtschaft – Die Alternative 

Wenn man sich in unserer Region mit dem Thema saisonaler und regionaler Ernährung beschäftigt, wird man nach einiger Recherche bald auch auf die „Solidarische Landwirtschaft Mannheim Ludwigshafen“ aufmerksam. Hinter dieser Initiative steckt ein interessantes Konzept, das wir im Folgenden näher vorstellen möchten. Bei der solidarischen Landwirtschaft, kurz auch einfach Solawi genannt, schließen sich Verbraucher und Landwirte zusammen, um autark vom Markt einen vielfältigen Landbau zu betreiben – ohne den Druck zu Betriebswachstum, Monokulturen oder Intensivierung, sondern primär mit dem Ziel, nachhaltig zu wirtschaften. 

Für Mannheim und Ludwigshafen haben sich aktuell zwei Betriebe gefunden, der Bioland-Hof Fix aus Rödersheim-Gronau in der Pfalz und der Obsthof Scherer von der Mannheimer Rheinau. Die Mitglieder der Solawi, rund 195 Personen, finanzieren gemeinsam die Kosten, die in einem Gartenjahr für den Landwirt Fix (seit 1995 Bioland-zertifiziert) und den Obsthof Scherer anfallen, sei es für Saatgut, Reparaturen an Gerätschaften oder Arbeitsstunden. Auch das Risiko eines Ernteausfalls, wie vergangenes Jahr bei der Apfelernte, wird gemeinsam getragen. Aus den 195 Personen leiten sich wöchentliche Ernteanteile ab, die an verschiedenen Verteilzentren in den Stadtteilen abgeholt werden können. Das Tolle dabei: Das saisonale Gemüse und Obst ist gerade erst geerntet worden und landet meist noch am selben Abend in der Verteilstation. Solche Stationen befindet sich z.B. in Mannheim im Forum in der Neckarstadt, auf dem Lindenhof, aber auch in Weinheim und Ludwigshafen. Die saisonale Ausrichtung regt beim Kochen zum Kreativsein an, denn welche Zutaten für die kommende Woche geliefert werden, erfährt man erst am Erntetag, dem Mittwoch. Da stellt sich immer wieder die spannende Frage: Was kann ich eigentlich mit diesem oder jenem Gemüse kochen? Angebaut werden Blattsalate, China-, Blumen-, Grün- und Rotkohl, Kohlrabi, Radieschen, Lauch, Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Bohnen, Feldsalat, Trauben, Möhren, Melonen und vieles mehr.

Das Prinzip der solidarischen Landwirtschaft ist in Deutschland nicht neu. Seit 2003 gibt es verschiedene Höfe, die sich mit Verbrauchern zusammengeschlossen haben, mittlerweile sind es in Deutschland rund 150 Stück. Solidarisch ist vor allem die Finanzierung: Einmal im Jahr (im Februar) führt jede Gemeinschaft sogenannte Bieterrunden durch, das heißt, es wird zuvor der Kapitalbedarf für ein Gartenjahr zusammen mit den Höfen kalkuliert und die einzelnen Mitglieder können anschließend anonym angeben, welchen Anteil davon sie zahlen möchten bzw. können. Es werden dann so lange Bieterrunden durchgeführt, bis der kalkulierte Betrag erreicht ist. So können Personen mit geringerem Einkommen trotzdem gleichwertig partizipieren. Genauso solidarisch ist der Gedanke bei der wöchentlichen Feldarbeit oder der Organisation der Initiative: Jedes Mitglied kann sich hier je nach Stärken und Ressourcen einbringen. So besteht die Möglichkeit, sich bei der wöchentlichen Feldarbeit zu engagieren oder in den einzelnen Verwaltungseinheiten wie z.B. Organisation, Logistik, IT, Öffentlichkeitsarbeit oder Strukturen aktiv zu werden. Der Vorteil für den Landwirt liegt darin, dass er aufgrund der gesicherten Finanzierung unabhängig von Marktpreisschwankungen und Ernteausfällen wirtschaften kann und durch die Mitglieder Unterstützung bei den täglichen Arbeiten bekommt. 

Die solidarische Landwirtschaft setzt in der heutigen Zeit ein deutliches Zeichen, wie man sich alternativ zu Supermärkten mit Lebensmitteln in Bioqualität, aus der Region, ohne lange Transportwege und ohne ein großes Verpackungsaufkommen versorgen kann. Dabei kann sich jeder, der will, selbst davon überzeugen, dass die Möhre ein paar Stunden vor dem Verzehr noch in der Erde steckte – ein gewisses Engagement vorausgesetzt. Dass man dabei nachhaltige Landwirtschaft und kleinbäuerliche, regionale Betriebe unterstützt, ist ein weiterer positiver Aspekt. Das Prinzip der Finanzierung ist mehr als fair und der gemeinschaftliche Zusammenhalt der Initiative ist vorbildlich. So wird am Erntetag gemeinsam gespeist und der Umgang untereinander ist ausgesprochen herzlich. Wer mehr erfahren möchte, findet auf www.solawi-malu.de  weitere Informationen.


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